Sergej Newski
Heath
für Viola und Streichorchester, Partitur
Der russische Komponist Sergej Newski wurde 1972 in Moskau geboren und begann seine Studien am dortigen Konservatorium. Anschließend setzte er sein Kompositionsstudium an der Dresdner Musikhochschule bei Jörg Herchet und an der Universität der Künste in Berlin bei Friedrich Goldmann sowie bei Hartmut Fladt fort.
Er gehört inzwischen zu den erfolgreichen Komponisten der jüngeren Generation und erhielt zahlreiche internationale Auszeichnungen (u.a. Wien 2006, Berlin 2014), war Stipendiat der Villa Aurora in Los Angeles. Seine Kompositionen werden bei internationalen Festivals wie z.B. in Donaueschingen, bei Wien Modern und Musica Viva (München), beim Warschauer Herbst aufgeführt. Newski erhielt Kompositionsaufträge durch das Konzerthaus Berlin, von der Staatsoper Unter den Linden, der Oper des Bolschoi-Theaters, vom Klangforum Wien, vom Deutschlandradio und vom Südwestfunk.
Sein am 1. Mai 2018 in Yaroslavl (Russland) uraufgeführtes Werk Heath für Viola und Streichorchester ist, anders als der Titel es nennt, neben den genannten Instrumenten auch mit Harfe, Klavier und Percussion besetzt. Die Auführungsdauer beträgt zwölf Minuten. Wie der Titel anzeigt, spielt die Viola solistisch, die übrigen Streicher – ohne Tuttibratsche – chorisch. Das komplette Stück steht in einem ruhigen Zeitmaß von q = 60 im Dreivierteltakt. Durch das ruhige Tempo und die sehr verhaltene Dynamik – sie bewegt sich mit sehr feinen Binnendifferenzierungen zwischen vierfachem Piano und Mezzoforte – wird ein sehr transparentes, nahezu gläsernes Klangbild ermöglicht.
Eine ausführliche Legende klärt die erforderlichen Spieltechniken, insbesondere für das Schlagzeug und die Verwendung der Anreger (Schlegelarten, Fingerkuppen). Ausgefallene „neue“ Spieltechniken werden in überschaubarem Rahmen verwendet, so das Fingernagelglissando auf der Umspinnung der Harfensaite, das Semiflageolett der Streicher (Flageolettspiel an Saitenstellen, an denen keine natürlichen Flageolette entstehen), col legno battuto und saltando, „tapping“ (häufig), „Bogenknarren“ auf dem Kontrabass und Handdämpfung der Saiten des Klaviers.
Zwar ist der spieltechnische Anspruch des Werks auf den ersten Blick nicht hoch, aber die Verwendung der genannten Spieltechniken sowie die durchaus komplizierte Mikrorhythmik erfordern eine gründliche Auseinandersetzung mit dem Stimmenmaterial.
Aufgund der fragmentarisierenden und komplementären Kompositionstechnik ist die Komposition nur aus der Partitur versteh- und spielbar, was allerdings zu einem Umblätterproblem führt bzw. eine sehr gründliche Materialeinrichtung erfordert. In jedem Fall benötigt eine Aufführung erhebliche Professionalität -der Ausführenden und ist mit einem nicht unerheblichen Aufwand verbunden.
Uwe Gäb