Werke von Brahms, Schumann, Schubert und Karl Pilss
Heartfelt
Romantic Works for Horn, Rob van de Laar (Horn), Thomas Beijer (Klavier)
Rob van de Laar, Jahrgang 1987, zählt zweifellos zu den herausragenden Hornisten der jüngeren Generation. Er hat in Den Haag und Wien studiert, bekleidete erste Stellen in Den Haag und Arnheim und wurde 2016 Solohornist des Mozarteumorchesters Salzburg, eine exponierte Position.
Van de Laar hat einen gewaltigen, warmen, raumgreifenden Ton, der manchmal jedoch zu metallischer Schärfe neigt. Bei einem Solokonzert in Dessau konnte er mit Richard Strauss erstem Hornkonzert zuerst nicht vollends überzeugen (unter anderem wegen arg breiter Artikulation im ersten Satz), spielte seine Fähigkeiten dann aber im Verlauf des Abends aus mit einer fulminanten Zugabe von Esa-Pekka Salonen.
Nun hat Rob van de Laar seine erste Solo-CD vorgelegt und dafür weitgehend Werke aus dem Standardrepertoire gewählt, darunter auch Kammermusik. Diskografisch wertvoll ist die Aufnahme einer
Sonate von Karl Pilss (1902-1979). Erstaunlicherweise beginnt die Einspielung nicht repräsentativ und kraftvoll, sondern zart und zurückhaltend mit dem wunderbaren Trio op. 40 Es-Dur von Johannes Brahms. Vielleicht ist dies auch gleich der Höhepunkt der CD. Gemeinsam mit dem Geiger Mathieu van Bellen und dem Pianisten Thomas Beijer gelingt van de Laar eine innige, romantisch beseelte Interpretation mit leisesten, intimsten Momenten im zweiten Satz und einem sehr frischen, kraftvollen Scherzo ebenso wie einem rasanten Finale. Als Solohornist wird von dem Holländer eine makellose Höhe natürlich erwartet sein strahlendes hohes B ist trotzdem beeindruckend. Er muss und darf es vielfach auch in Robert Schumanns Adagio und Allegro spielen, wo zusätzlich eine satte Tiefe gefordert ist. Gesanglich gelingt das Adagio, furios das Allegro.
Man stößt bei dieser CD aber auch auf Probleme. Musikalisch betreffen sie Franz Schuberts Trio Auf dem Strome für Gesang, Horn und Klavier, in dem die Mezzosopranistin Karin Strobos von der Tontechnik gnadenlos in den Hintergrund geregelt wird. Die Gesangsstimme sollte eigentlich tragend sein. Zudem singt Strobos mit zu viel Vibrato und schlecht verständlich. Unbefriedigend ist auch das Booklet, in dem nur englische Texte stehen und es fehlen neben dem vorhandenen Bild Rob van de Laars die Fotos der anderen Interpreten.
Die Tre pezzi in forma di Sonata von Karl Pilss, einem Schüler von Franz Schmidt, sind zweifellos eine Entdeckung und originell komponiert. Sie erinnern nicht wenig an Richard Strauss, dessen Leichtigkeit Pilss aber abgeht. Etwas übertrieben scheinen freilich die Dimensionen des Werks, das auch in der gewiss nicht überdehnten Auslegung von Rob van de Laar fast 25 Minuten dauert. Da ist mancher Leerlauf drin, vor allem im zweiten Satz. Im Konzertsaal stellt das Werk jedenfalls allerhöchste konditionelle Ansprüche. Dass Rob van de Laar auch diese erfüllen würde, steht außer Frage.
Johannes Killyen