Werke von Alberto Ginastera, Claude Debussy und François-Adrien Boieldie
Harp Concertos
Anaïs Gaudemard (Harfe), Orchestre de l’Opéra de Rouen Normandie, Ltg. Leo Hussain
Anaïs Gaudemard, geboren 1991, kann schon in ihren jungen Jahren auf eine glänzende internationale Karriere zurückblicken. Noch während ihres überaus erfolgreichen und mit Preisen gekrönten Studiums am Conservartoire National von Lyon und der Haute École de Musique von Lausanne gewann sie 2012 den ersten Preis bei dem berühmten internationalen Harfenwettbewerb in Israel. Neben zahlreichen darauffolgenden Solokonzerten gibt sie bereits auf der ganzen Welt Meisterkurse. 2016 gewann sie den zweiten Preis beim ARD-Wettbewerb in München.
Anaïs Gaudemard erhielt 2015 den Thierry Scherz Preis auf dem Festival der Sommets Musicaux in Gstaad. Das ermöglichte ihr, die vorliegende CD mit drei bedeutenden Harfenkonzerten einzuspielen. Ihre Begeisterung für die Harfe drückt sie im Booklet u.a. so aus: Ich liebe die Harfe auf Grund all dessen, was man von ihr nicht kennt, denn für mich ist sie grenzenlos
Diese Hochachtung spürt man in ihrer Spielweise: überaus warme Tongebung, kein scharfer Klang im Forte, brillante perlende Technik, hohe Musikalität und Sensibilität. All das vermochte auch die Tontechnik umzusetzen. Selbst in extrem lauten Begleitphasen des Orchesters bleibt die Harfe präsent.
Die drei ausgewählten Konzerte sind wahre Perlen der Harfenliteratur. Bei dem aus Argentinien stammenden und besonders der Folklore seines Landes verbundenen Komponisten Alberto Ginastera werden sowohl von der Harfensolistin als auch vom Orchester die extrem rhythmisch spritzigen und temperamentvollen Ecksätze souverän gemeistert. Sehr lyrisch spielt sie den langsamen Satz und die Kadenz zu Anfang des dritten Satzes.
Als zweites Konzert folgen die berühmten Danse sacrée und Danse profane für Harfe und Streicher von Claude Debussy. Wunderschön spielt Gaudemard Danse sacrée. Das Accelerando im Mittelteil ein seelisches Aufbäumen kommt sehr gut von der Solistin und dem Orchester zur Geltung. Und dann stimmt endlich der Rhythmus am Schluss dieses Satzes in der Harfe, was man leider selten erlebt. Im Danse profane zeigt sie viel Temperament. Animéz-Teile spielt sie äußerst virtuos und der Rubato-Abschnitt hat ein kompetentes Tempo gekrönt mit den rhythmisch korrekten Quintolen am Schluss. Ein rauschender Abschluss beendet dieses grandiose Werk.
Das dreisätzige Konzert von François-Adrien Boieldieu ist das dritte Werk auf dieser CD. Das liebenswerte klassische Stück spielt Anaïs Gaudemard sehr sauber und brillant. Vor allen Dingen die Triller in den Sätzen erfreuen mich, und sämtliche Tempi sind nicht überzogen. Zwei ausgedehnte Kadenzen fügt sie in die Sätze ein. Das Orchester begleitet auch in diesem Konzert die Solistin sehr gut und exakt.
Diese CD kann ich allen, die Harfenmusik lieben und schätzen, nur empfehlen, schon allein wegen der hervorragenden Leistung der Solistin.
Marion Hofmann