Freia Hoffmann (Hg.)
Handbuch Konservatorien
Institutionelle Musikausbildung im deutschsprachigen Raum des 19. Jahrhunderts, 3 Bände
Mit der Gründung von Konservatorien erfolgte im Deutschland des 19. Jahrhunderts eine Professionalisierung und Institutionalisierung der Musikausbildung. Repräsentativ genannt wird hierfür gern die Gründung des Leipziger Konservatoriums durch Mendelssohn Bartholdy im Jahre 1843. Viele der damals gegründeten Institutionen existieren bis heute als Musikhochschulen. Im kulturellen Leben und auch für die Musikgeschichte spielen die Konservatorien eine wichtige Rolle, welche in der Forschung jedoch oft unterschätzt wird. So bilden sie für die Ergründung von Lehrer-Schüler-Verhältnissen, der Rekonstruktion von Künstlerfreundschaften oder ästhetischen Kontinuitäten als zentrale Begegnungsorte der damaligen Protagonisten des Musiklebens wichtige Anhaltspunkte.
Mit der vorliegenden dreibändigen Publikation wird dieses Vakuum nun endlich angemessen gefüllt. Zu Beginn von Band 1 erläutert die Herausgeberin Freia Hoffmann den historischen Kontext der Konservatoriumsgründungen sowie den Forschungsstand, woraus zugleich das Ziel des Projekts hervorgeht: eine systematische Darstellung der wichtigsten Konservatorien des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum. Die getroffene Auswahl an Institutionen wird dabei nachvollziehbar und überzeugend dargelegt. Sehr zu begrüßen ist der methodische Ansatz mit einem Zusammentragen aller verfügbaren Quellen sowie die einheitliche Gliederung der Einzeldarstellungen zu den jeweiligen Einrichtungen. So umfassen die Beiträge jeweils Aspekte wie Geschichte – zusätzlich durch einen Überblicks- kasten veranschaulicht –, Finanzierung, inhaltliche Ausgestaltung des Studiums einschließlich Nebenfächer, Konzertaktivitäten und nicht zuletzt Statistiken zu Studierenden sowie namentliche Auflistungen von Lehrenden nebst Kurzbiografien. Der einheitliche Aufbau der Einzeldarstellungen ermöglicht nicht nur eine gute Orientierung, sondern gewährleistet zudem eine leichte Vergleichbarkeit der einzelnen Lehranstalten. Sämtliche Informationen sind durch Fußnoten mit Quellen belegt, so kann der Nutzer bei weiterem Forschungsbedarf auf diese zugreifen. Hervorzuheben ist, dass neben Quellen zur Institutionsgeschichte auch Dokumente wie Lehrpläne oder Studienordnungen herangezogen wurden, sodass auch die damalige pädagogische Arbeit anhand von Primärquellen erschlossen wird.
Angesichts dieser großen Forschungsleistung fällt es schwer, Kritik zu üben. Dennoch wäre ein Personenregister wünschenswert gewesen. Der Leser würde hierdurch noch schneller zu den Wirkungsorten der einzelnen Konservato- riumslehrer geleitet werden – wie z. B. Carl Reinecke, der am Kölner und am Leipziger Konservatorium lehrte – und könnte somit Zusammenhänge herstellen.
Ungeachtet dessen handelt es sich bei der vorliegenden Publikation um eine markante Bereicherung der Forschungsliteratur, welcher hoher Respekt gebührt und die wichtige Impulse und Grundlagen für weitergehende Studien liefert.
Bernd Wladika