Andrea Hausmann/ Antonia Liegel (Hg.)

Handbuch Förder- und Freundeskreise in der Kultur

Rahmenbedingungen, Akteure und Management

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Transcript
erschienen in: das Orchester 11/2018 , Seite 60

Der Band, herausgegeben von Andrea Hausmann und Antonia Liegel, schließt eine Lücke in der Kulturmanagementliteratur, da Förder- und Freundeskreise bisher nicht tiefergehend thematisiert wurden. Das Thema wird aus vier Perspektiven betrachtet: Zunächst werden grundlegende Rahmenbedingungen behandelt, etwa die Rolle von Förder- und Freundeskreisen in der Zivilgesellschaft (Rupert Graf Strachwitz) oder die Entwicklung der Freundeskreise im vergangenen Jahrzehnt (Ulrike Petzold).
Anschließend werden im zweiten Hauptkapitel spezifische Arten von Förder- und Freundeskreisen vorgestellt, beispielsweise für Muse­en (Markus Walz), Orchester (Gerald Mertens) und Theater (Bernhard Krumrey). Der dritte Abschnitt widmet sich ausgewählten Aspekten des Managements. Hier finden sich Beiträge zur allgemeinen Strategieentwicklung (Annette Welling), zur Gewinnung von Mitgliedern (Matthias Dreyer, Marita Haibach) wie auch zur besonderen Herausforderung des Managements von Ehrenamtlichen (Gesa Birnkraut).
Der Band schließt mit Best-Prac­tices, in denen die Arbeit der Förderinstitutionen der Berliner Nationalgalerie (Katharina von Chlebowski), der Berlinischen Galerie (Thomas Köhler) und der Berliner Philharmoniker vorgestellt werden. Dass es auch gute Beispiele außerhalb Berlins gibt, verdeutlichen der Beitrag von Krumrey und das Kapitel über das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (Martin Wöhr).
Insgesamt zeigt der Band, dass Förder- und Freundeskreise mehr sind als eine wichtige Säule zur Akquisition von finanziellen Mitteln und ehrenamtlichen Unterstützern. Sie leisten auch einen Beitrag zur Kulturvermittlung sowie zur Besuchergewinnung und -bindung. Darüber hinaus agieren sie als Sprachrohr für den Kulturbetrieb.
Der Sammelband gibt wertvolle Einblicke in die Tätigkeiten der För­der- und Freundeskreise. Beispielsweise erläutert Sascha Voigt de Oliveira anschaulich und praxisnah relevante Unterschiede bei der Besteuerung von Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Sponsoring. Interessant sind zudem die Erkenntnisse aus einer Befragung zu den Erwartungen und Einstellungen der Mitglieder des Freundeskreises Theater und Philharmonie Essen: Auf den Wunsch nach einem stärkeren Gemeinschaftsgefühl wurde dort durch Kulturreisen und Künstler-Dinner reagiert (Julia Frohne et al.).
In den Praxisbeispielen wird immer wieder der enge Austausch zwischen Förderinstitution und Kulturbetrieb deutlich, der – wie beim Berliner Verein Freunde der Nationalgalerie – mitunter dazu führt, dass die Förderinstitutionen auch in die Konzeption von Ausstellungen eingebunden werden. Spannend wären bei den Praxisbeispielen noch aktuelle Zahlen zu den Einnahmen der Vereine und deren Anteil an der Gesamtfinanzierung der Kulturbetriebe gewesen.
Der Band ist eine wertvolle Lektüre für die theoretische Auseinandersetzung mit Förder- und Freundeskreisen, aber auch relevanter Impulsgeber für Praktiker, die sich in den Institutionen engagieren.
Lorenz Pöllmann