Axel Petri-Preis, Johannes Voit (Hg.)
Handbuch der Musikvermittlung
Studium, Lehre, Berufspraxis
Seit Anfang der 2000er Jahre hat sich die Musikvermittlung im deutschen Sprachraum immer weiter etabliert. Im Sommer 2024 konnte z.B. der Masterstudiengang Musikvermittlung/Musikmanagement an der Hochschule in Detmold seinen 25. Geburtstag feiern. Aus den frühen Anfängen der „Konzerte für Kinder“ ist inzwischen ein breites Berufs- und Tätigkeitsfeld gewachsen. Von daher war es konsequent, dass Axel Petri-Preis und Johannes Voit, beide ausgewiesene Praktiker und Spezialisten, mit ihrem umfangreichen Handbuch versuchen, ein aktuelles und umfassendes Bild der Szene zu zeichnen. Ihnen ist es gelungen, neben eigenen Beiträgen zahlreiche Fachautor:innen zu gewinnen, die ausdifferenzierte Einblicke in unterschiedlichste Ausbildungs- und Praxisbereiche geben.
Im ersten Abschnitt werden Grundlagen und Definitionen von Musikvermittlung, die derzeit bestehenden Ausbildungsmöglichkeiten sowie regional unterschiedliche historische Perspektiven erörtert. Der zweite Abschnitt des Buchs befasst sich mit den Akteur:innen, also sowohl den Musikvermittler:innen als auch den Institutionen. Musikvermittlung lässt sich heute aus der Tätigkeit von Konzerthäusern, Orchestern, Opernhäusern und Festivals nicht mehr wegdenken. Aber auch in der freien Szene, in Musikschulen, Vereinen der Laienmusik, in Rundfunkanstalten, in musikorientierten Museen und Archiven nimmt die Vermittlung musikalisch-kultureller Inhalte eine immer wichtigere Rolle ein, die für die unterschiedlichen Einrichtungen im Einzelnen beschrieben wird.
Für Orchester und Konzerthäuser sind inzwischen Bereiche wie Community Music und Audience Engagement von immer größerer Bedeutung, vor allem bei der Suche nach Antworten auf die Frage, wie es gelingen kann, ein jüngeres und diverses Publikum zu erreichen. Daher ist es gut, dass das Handbuch im dritten Abschnitt auch die aktuellen Diskurse zwischen künstlerischer und pädagogischer Orientierung, aber auch zwischen Verstehen und Erleben oder zwischen Publikumsentwicklung und sozialer Verantwortung erläutert. Denn es gibt nicht eine „goldene“ Lösung für „richtige“ Musikvermittlung, sondern sehr viele unterschiedliche Ansatzpunkte.
Der vierte Abschnitt befasst sich schließlich mit unterschiedlichen Praxen der Musikvermittlung und Überschneidungen mit anderen Feldern, wie zum Beispiel der Musikpädagogik, Musiktherapie oder kulturellen Bildung. Spätestens hier wird deutlich, wie breit das Anwendungsfeld jenseits der Konzertpädagogik der „Frühzeit“ von Musikvermittlung inzwischen aufgestellt ist und welche Potenziale sich noch erschließen lassen. Dieses Handbuch ist ein Muss für alle, die sich mit der Weiterentwicklung der Verbreitung von Musik in der Gesellschaft befassen.
Gerald Mertens