Rampe, Siegbert (Hg.)

Händels Instrumentalmusik

Das Handbuch

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Laaber, Laaber 2009
erschienen in: das Orchester 11/2009 , Seite 63

Das Buch ist so spannend wie ein Krimi. Dieser der Instrumentalmusik gewidmete Band im Rahmen des zum Gedenkjahr 2009 erschienenen sechsbändigen „neuen“ Händel-Handbuchs ist im Unterschied zu dem betreffenden Band im „alten“ Händel-Handbuch von Bernd Baselt, das in der Tendenz vor allem ein Werkverzeichnis war und die heutige gängigen HWV-Nummern begründet hat, eine umfassende Darstellung und ebenso musikgeschichtliche wie historische Einordnung der Musik Händels. Das schafft gerade im Bereich der Instrumentalmusik verblüffend viele neue und interessante Einsichten.
Es ist natürlich ein wissenschaftlich fundierter Band auf Grundlage des aktuellen Forschungsstands, aber es ist ebenso ein Buch für Musiker und Musikfreunde. So hält ja zum Beispiel barocke Orchestermusik langsam auch wieder Einzug ins Repertoire der Sinfonieorchester, wo Feuerwerks- und Wassermusik ohnehin immer wieder gefragt waren. Und bei Kammerorchestern und Kammermusikensembles gehört Händel sowieso zum festen Bestand. Wer sich in Zukunft Händel’schen Instrumentalwerken nähert und wer sie besser verstehen will, wird um dieses Handbuch nicht herumkommen. Es stellt nicht nur die Werke und deren Überlieferung vor, sondern auch die Instrumente, für die sie geschrieben wurden. Es forscht zum Beispiel nach Händels Cembali und Orgeln. Und es thematisiert auch aufführungspraktische Fragen – u.a. die der Verzierungen und der Prinzipien der Improvisation.
In einem einleitenden Kapitel „Wozu Instrumentalmusik?“ wird deren Stellung im Schaffen des Komponisten erläutert, ein Blick auf Händels Absichten und Arbeitsweisen geworfen und die Frage der Parodien und Entlehnungen bei Händel diskutiert. Im Abschlusskapitel zur Rezeption geht es u.a. am Beispiel von verschiedenen Ausgaben der berühmten „Grobschmied“-Variationen um die Editionstechnik Händel’scher Cembalomusik. Der praktische Nutzen des Handbuchs ist also hoch. Auch als Geschichtsbuch ist es aufschlussreich, etwa bei der auf den Quellen und nicht auf biografischen Anekdoten und konventioneller Überlieferung basierenden Darstellung der Aufführungsumstände bei Feuerwerks- und Wassermusik.
Wissenschaftlich von großem Interesse sind die in dem Band behandelten Fragen der Chronologie und der Echtheit. So kommt Siegbert Rampe, Herausgeber dieses Teilbandes, der ebenso ausübender Musiker wie Musikwissenschaftler ist, im Unterschied zu dem Hamburger Musikwissenschaftler Hans-Joachim Marx, Herausgeber des gesamten Händel-Handbuchs, auf der Basis stilkritischer Erwägungen zu der Auffassung, dass das Oboenkonzert g-Moll HWV 287 doch eine echtes Werk von Händel ist.
Der umfangreiche Anhang enthält neben einem Literatur- und Quellenverzeichnis denn auch eine Liste, in der echte, zweifelhafte und offensichtlich unechte Werke deutlich unterschieden sind.
Karl Georg Berg