Gustav Mahler
Symphonie No. 8 in E-flat major
Lucerne Festival Orchestra, Ltg. Riccardo Chailly
Zu den herausragenden Zeugnissen der Mahler-Interpretation im 21. Jahrhundert gehört der Sinfonienzyklus mit dem Lucerne Festival Orchestra unter Claudio Abbado, der ab 2000 nach und nach entstand und vor allem auf DVD erschienen ist. Der Tod des Maestro im Januar 2014 verhinderte die Vollendung der Reihe, denn die achte Sinfonie fehlte noch. Sie hätte im folgenden Sommer aufgezeichnet werden sollen. Die Nachfolge als Chefdirigent des Luzerner Festspielorchesters, das mit hochrangigen Solisten an den ersten Pulten und überhaupt erstklassigen Musikern besetzt ist und zu den Toporchestern der Welt gehört, hat mittlerweile Riccardo Chailly übernommen, zu Beginn seiner Karriere Assistent von Abbado an der Mailänder Scala und dort jetzt auch einer seiner Nachfolger.Und Chailly setzte bei seinem offiziellen Antrittskonzert am Vierwaldstätter See eben die Achte Mahlers aufs Programm. Nun gibt es den Mitschnitt dieses Luzerner Konzerts vom August 2016 aus der dortigen Konzerthalle. Es ist schon Chaillys dritte Aufnahme von diesem monumentalen Stück. Der italienische Dirigent hat seine Interpretation schon mit dem Concertgebouw Orchestra auf CD und mit dem Gewandhausorchester Leipzig auf DVD vorgelegt.Die Regisseurin Ute Feudel hat das Luzerner Konzert in sehr stimmigen und optisch spannenden Bildern eingefangen. Sie zeigt natürlich im Wechsel alle Abteilungen der großen Besetzung mit acht Solisten, zwei Chören, großem Orchester und Fernorchester, aber im Focus steht natürlich Dirigent Riccardo Chailly, der vor allem frontal am häufigsten zu sehen ist.
So wird allein schon im Bild klar, wie klar und konsequent seine Deutung der riesenhaften Partitur ist. Mit der ist er bestens vertraut und er nutzt diese Erfahrung mit Mahler für eine absolut packende Wiedergabe, die auch als Film ihre große Wirkung entfaltet, auch wenn man natürlich gerne beim Konzert dabei gewesen wäre.Schon vom ersten Takt an wohnt Riccardo Chaillys Wiedergabe eine immense Spannung und einen stringenten Zug inne. Die Zeitmaße sind stets sehr flüssig, der Klang farbenprächtig aufgefächert. Doch als Gegengewicht zu der vibrierenden Energie der bewegten Teile schafft Chailly in den lyrischen Partien empfindungsreiche Ruhepunkte. Und bei den Übergängen erweist er sich als großer Meister in der ausdrucksvollen Modellierung formaler Schnittstellen. Vor allem aber fasziniert die Sicherheit und Sprachkraft dieser Einstudierung, die getragen ist vom Willen, Mahlers Absichten uneingeschränkt zur lebendigen musikalischen Tat werden zu lassen. Die Liebe um die geht es ja in erster Linie in der Achten zu dieser Musik ist überall spürbar.
Im Orchester gibt es jede Menge Glanzleistungen genannt sei stellvertretend Solotrompeter Reinhold Friedrich und dergleichen bei den Solisten. Der aufstrebende Heldentenor Andreas Schager zum Beispiel meistert seinen anspruchsvollen Part so prächtig wie wenige andere seiner Kollegen.
Karl Georg Berg