Grofmeier/Nguyen

Werke von Berg, Fromm-Michaels, Messiaen, Schumann, von Weber

Rubrik: CDs
Verlag/Label: ClassicClips CLCL 104
erschienen in: das Orchester 01/2009 , Seite 68

Mit gewichtigen Repertoirestücken des 19. und frühen 20. Jahrhunderts und der weniger bekannten Solokomposition Stimmungen eines Fauns op. 11 von Ilse Fromm-Michaels stellt sich die aus der traditionsreichen Detmolder Bläserschmiede hervorgegangene Klarinettistin Sabine Grofmeier erstmals auf einer CD vor. Sie hat einige Auszeichnungen erhalten und war langjährige Soloklarinettistin der Klassischen Philharmonie in Bonn und des Kölner Kammerorchesters. Seit 2007 ist sie künstlerische Leiterin des Internationalen Musikfestivals Capdepera auf Mallorca. Als Klavierpartnerin steht ihr die Vietnamesin Tra Nguyen zur Seite, die einen Großteil ihrer Studien in Moskau absolviert hat.
In Carl Maria von Webers Grand Duo Concertant Es-Dur op. 48 legen die beiden Musikerinnen mit Verve los. Dabei nimmt die Gestaltung des langsamen Satzes mit dem sonoren Klarinettenton Grofmeiers besonders für sich ein. In den Ecksätzen dürfte die Tongestaltung dagegen etwas flexibler geführt werden, um der Brillanz des Weber’schen Stils noch mehr entgegenzukommen. Tra Nguyen erweist sich hier als äußerst versierte Pianistin, die aber auch einen etwas harten Zugriff nicht scheut. Aufnahmetechnisch nicht ganz geglückt ist die klangliche Balance zwischen den beiden Instrumenten.
Alban Bergs hochexpressive Vier Stücke für Klarinette und Klavier op. 5 sind Miniaturen, die alle klanglichen und dynamischen Schattierungen nutzen, zu denen die Klarinette fähig ist. Auch der Klavierpart erfordert eine äußerst sensible Klanggestaltung. Die Interpretinnen werden den technischen Anforderungen zwar gerecht, allerdings wird stellenweise gerade die extreme Dynamik zu sehr eingeebnet, sodass sich der Reichtum der auf kleinsten Gesten beruhenden Komposition nicht bis ins letzte Detail entfaltet. Gerade hier bedürfte es noch größerer Nuancen der Tongebung, um alle Flatterzungen-Effekte und Echotöne als solche zu ermöglichen.
Sehr einfühlsam werden die 1921 entstandenen Solostücke Stimmungen eines Fauns von Ilse Fromm-Michaels geblasen, die sich als Klage, Schalkslaune und Schwermut äußern, während Olivier Messiaens „Abime des oiseaux“ aus dem Quatuor pour la fin du temps mit großer Ruhe gestaltet wird. Mit den drei Fantasiestücken op. 73 von Robert Schumann gelingt dem Duo ein überzeugender Ausklang. Ausdrucksvoll und mit der nötigen Freiheit gestalten sie die romantischen Stimmungsbilder aus.
Heribert Haase