Williams, John

Greatest Hits

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Telos Music CD TLS 165
erschienen in: das Orchester 04/2012 , Seite 71

 John Williams’ Name ist maßgeblich mit der Renaissance der sinfonischen Filmmusik seit den 1970er Jahren verbunden. Ab Beginn der 1950er Jahre hatten Kostenreduktion und eine mehr an populäre Genres angelehnte Ästhetik die bis dahin in Hollywood übliche spätromantische, häufig an Wagners Kompositionsstil und Leitmotivtechnik orientierte Filmmusik abgelöst. Letzterem Idiom hängt Williams auch an, ergänzt um Anklänge an Strauss und Holst, freilich in einer moderneren Orchestertechnik und teilweise avancierteren Harmonik. Seine eigentliche Domäne ist der triumphale, bombastische Marsch, dem Lyrischen und Scherzohaften kommen eher Nebenrollen zu. Mindestens mit Star Wars und Harry Potter ist Williams’ Musik ins Gedächtnis von Millionen von Kinobesuchern eingeschrieben. Sie führt das für erfolgreiche Filmmusik typische Doppelleben: zum einen, allein durch auditive Wiedererkennung zughörige Filmbilder und -sequenzen zu evozieren, zum anderen losgelöst vom Film ein Eigenleben zu führen. Viele von Williams’ Themen sind unzählige Male bearbeitet worden, sie werden von Instrumentalschülern gespielt, erklingen in Konzerten von Bigbands oder sinfonischen Blasorchestern usw. Hier liegen Auszüge aus acht verschiedenen Filmen vor, im ursprünglichen Klanggewand für großes Sinfonieorchester, ergänzt um zwei Fanfaren ohne filmischen Bezug, für die Olympiade 1984 sowie das 100-jährige Bestehen der Freiheitsstatue 1986.
Das Philharmonische Orchester Cottbus arbeitet als Bestandteil des Mehrspartenhauses Staatstheater Cottbus mehrgleisig, setzt sich intensiv für Neue Musik ein sowie die Musikvermittlung für Jugendliche, hat sich aber auch Crossover-Projekten verschrieben. Das spielerische Niveau des Orchesters ist hoch, der typische Filmsound wird mühelos erreicht. Im Vergleich mit Originalaufnahmen fehlt partiell in den Blechblasinstrumenten der scharfe, schneidende Klang. Das mag auch an der Aufnahmetechnik liegen, tontechnisch wurde verstärkt auf einen breiten Gesamtklang geachtet. Die Streicher haben durchaus Brillanz; überhaupt leitet Evan Christ das Orchester präzise und umsichtig. Einzelne der 17 Tracks sind kaum hervorzuheben, sehr gelungen sind „Hedwig’s Theme“ und „Fluffy’s Harp“, ausnahmsweise ein leises, kammermusikalisches Stück, beide aus Harry Potter und der Stein der Weisen.
Das Schreiben über das Eigentliche der Filmmusik ist ein schwieriges Unterfangen, bezeichnenderweise liefert das Booklet nur Kurzinformationen über die Filme. Vielleicht hätten dem Filmmusikhörer auch Hinweise zur Musik zugemutet werden können. Trotz vieler Umbrüche und Einbußen nach der Wende ist die Orchesterlandschaft in Deutschland weiterhin sehr vielfältig bestückt, es stimmt positiv, dass auch in der „Provinz“ solch gute Ergebnisse erzielt werden wie hier in Cottbus.
Christian Kuntze-Krakau