Jens Daniel Schubert
GÖRLITZ: Verlassen in utopischen Illusionen
Das Theater Görlitz deckt Parallelen zwischen moderner und romantischer Oper auf und erschließt neue Dimensionen
Puccinis Suor Angelica findet man selten auf Opernbühnen. Und auch das zweite Werk des Görlitzer Operndoppels ist – wie sein holländischer Komponist Cord Meijering – weitgehend unbekannt: Sein Opernheld Gramsci ist historisch, aber nahezu vergessen. Der Mitbegründer der kommunistischen Partei Italiens geriet zwischen die Fronten von Stalin und Mussolini, saß viele Jahre bis zu seinem frühen Tod im Gefängnis. Dort schrieb er seine Ideen und Theorien auf, utopische Träume, zerplatzte Illusionen einer besseren Welt. Da ist er nah an Puccinis Titelfigur, die im Kloster weggesperrt ist. Nach sieben Jahren kommt die Tante, damit Suor Angelica den Erbverzicht unterschreibt. Dass ihre Schwester heiratet und ihr unehelicher Sohn bereits vor zwei Jahren starb, erfährt sie wie nebenbei. Um bei ihm zu sein, nimmt sie sich das Leben. Der Zuschauer erkennt, dass selbst die Todesnachricht Manipulation war.
Lesen Sie weiter in Ausgabe 6/2025.