Werke von Philip Glass und Pascal Schumacher

Glass Two

Danae Dörken (Klavier), Pascal Schumacher (Vibrafon)

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Edel Kultur
erschienen in: das Orchester 6/2025 , Seite 77

Vom Umzugsunternehmer zu einem der erfolgreichsten Komponisten der Gegenwart – die Lebens­ge­schichte von Philip Glass ist er- staunlich. Und beeindruckend ist, wie kontinuierlich es ihm seit Jahrzehnten mit Hilfe seiner minimalistischen Rezepturen gelingt, Klassik, Jazz, Pop und Weltmusik miteinander zu verbinden. Seit er 1965 für seine Frau JoAnne Akalaitis eine erste Schauspielmusik (zu Samuel Becketts Stück Play) schrieb, ist er im Grunde ein Theatermusiker geblieben, mit einem (anders als bei vielen Kollegen) offenen und pragmatischen Werkbegriff. Diese Offen­heit hat es Philip Glass sicher leicht gemacht, die Veröffentlichung Glass Two des luxemburgischen Vibrafonisten Pascal Schumacher und seiner Duopartnerin, der deutsch-griechischen Pianistin Danae Dörken, zu autorisieren.
Auf der 2024 erschienenen CD gibt es verschiedene Kategorien von Stücken: Zum einen werden Originalkompositionen von Glass für das Duo adaptiert, ergänzt und auch wesentlich verändert, zum anderen taucht das Duo tief in die Glass-Welt ein und lässt sich dort im eigenen kreativen Prozess inspirieren. Ein dritter Ansatz sind Duostücke, die Pascal Schumacher einzelnen Weggefährten von Philip Glass widmet: Hommagen an Lucinda Childs, Robert Wilson, Richard Serra und Allen Ginsberg.
Nach einem Soloprojekt zu Philip Glass (Glass One, aufgenommen 2023) ist Glass Two der zweite Teil eines von Schumacher noch zu vollendenden Triptychons, dem lebendig gespielten und gut produzierten Projekt ist die intensive Auseinandersetzung mit dem Werk von Glass deutlich anzuhören.
Duo-Begegnungen mit Vibrafon und Klavier sind in der Jazzwelt nicht so selten, man denke an Schlüter/Naura, Poser/Ignatzek oder Native Sense von Gary Burton und Chick Corea. Anders als in diesen reinen Jazz-Konstellationen trifft bei Glass Two eine klassisch sozialisierte Pianistin auf einen Jazzer, was positive Auswirkungen auf Sound und Struktur der Musik hat. Die Improvisationen sind kompakt gehalten, die Stücke konzeptionell gut ausbalanciert, Klavier und Vibrafon klanglich fein abgestimmt.
Schumacher und Dörken agieren in der vorliegenden Produktion auf hohem Niveau, das gemeinsame Erkunden von musikalischem Neuland jenseits der individuellen Komfortzone trägt reiche Früchte. Die für Glass typische, emotionale und hypnotische Intensität sowie der spezielle Glass-Flow ergeben in der Summe eine Klangwelt, die zugleich lebendig, kräftig und fragil ist. Klavier und Vibrafon agieren als verwandte Partner, die die Eleganz der Aus­gangsmusiken bestens transportieren können. Das Klavier ist eher für Komplexität und Kompaktheit zuständig, das Vibrafon für Melodie und Poesie.
Was fehlt? Eine Originalkomposition von Philip Glass für Klavier und Vibrafon. Hoffentlich hört der vielbeschäftigte Meister die CD bald einmal und fühlt sich inspiriert …
Stephan Froleyks

 

Ein weiterführendes Video finden Sie hier: GLASS for TWO – Danae Dörken & Pascal Schumacher

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