Gervink, Manuel
Geschichte der Symphonie
Eine Einführung
Auf 14 Bände angelegt ist die Reihe Gattungen der Musik des Laaber-Verlags, deren einzelne Teile jeweils als knapp gefasste Einführungen konzipiert sind und sich vor allem an Studierende der Musikwissenschaft, aber auch an aktive Musiker und Liebhaber der Tonkunst wenden. Eröffnet wird die Reihe der Zählung nach mit einer Geschichte der Symphonie, verfasst von Manuel Gervink, der seit 2002 einen Lehrstuhl für Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik in Dresden innehat.
Von den Ursprüngen des Begriffs und den frühen Formen der Sinfonie im 18. Jahrhundert reicht die Darstellung bis zur jüngsten Vergangenheit, wobei der Schwerpunkt der Ausführungen dem Umfang nach mit dem Höhepunkt der Sinfonik im 19. Jahrhundert zusammenfällt. Erörtert wird die Entstehung der Gattung im Spannungsfeld zwischen Opern-Sinfonia und Konzert-Sinfonie sowie ihre allmähliche Individualisierung, die vorläufig im Werk Beethovens gipfelt. Ins Auge gefasst wird dann die Weiterentwicklung im 19. Jahrhundert mit ihren nationalmusikalischen Ausdifferenzierungen und Abzweigungen in Richtung der Sinfonischen Dichtung. Schließlich kommt das Nachleben der Sinfonie (nach ihrem oft beschworenen Ende) im 20. Jahrhundert zur Sprache, wobei deren Komponisten oft nur noch am Rang der Gattung partizipieren, ohne einer verbindlichen Norm zu folgen.
Dass bei der Kürze der Darstellung der eigentliche Text umfasst ca. 180 Seiten vieles nur kurz gestreift werden kann und auch manche Lücken bleiben, ist wohl unvermeidlich. Nicht alle Gewichtungen sind aber ganz nachvollziehbar: Wenn im Zeitalter der Romantischen Symphonik Frankreich, Osteuropa und Böhmen gewürdigt werden, so könnte auch ein Blick nach Norden (mit Gade, Berwald, Svendsen und Weyse) erwartet werden. Dass dem Autor die Darstellung der Sinfonik des 20. Jahrhunderts im Wechsel von stilistischen und länderspezifischen Aspekten plausibel zu gliedern schwerfällt, mag wiederum in der Sache der Zerfaserung der Gattung begründet sein. Vermehrt fällt hier die Subjektivität der Auswahl auf, die sich in den vergangenen Epochen noch wesentlich an das Konzertrepertoire anlehnt (eine vergleichsweise umfängliche Würdigung Spohrs ausgenommen), nun aber ausgesprochen vergessene Komponisten (Ernst Pepping, Eduard Erdmann, Artur Schnabel) anspricht, während so gewichtige uvres wie etwa die von Martinu und Schnittke fehlen oder unterbelichtet bleiben.
Grafische Hervorhebungen im Text und ein Verweissystem erleichtern dem Gesamtkonzept der Reihe gemäß das Auffinden von Informationen und geben direkte Hinweise auf weiterführende Literatur. Eine Zeit-
tafel mit musikalischen, allgemein kulturellen und politischen Ereignissen geht dem Hauptteil voraus, Bibliografie, ein Glossar musikalischer Fachbegriffe sowie ein Personenregister beschließen den Band.
Gerhard Dietel