Werke von Joseph Haydn, Friedrich Schneider und August Klughardt
Gefunden. Klaviertrios
TrioSono: Karl Heinrich Niebuhr (Violine), Matthias Wilde (Violoncello), Hiroko Kudo (Klavier)
Als Musikstadt steht Dessau eher selten im Fokus der überregionalen Öffentlichkeit, etwa beim jährlich stattfindenden Kurt-Weill-Fest oder bei großen Premieren des Anhaltischen Theaters. Neben Weill, der Dessau schon mit 18 Jahren verließ, wirkten in der früheren Residenzstadt aber auch andere großartige Komponisten. Friedrich Schneider (1786–1853) beispielsweise leitete die wichtigste Musikschule in Mitteldeutschland, bevor Mendelssohn ihm mit seinem Konservatorium den Rang ablief. Als Hofkapellmeister war er ein wahrer Workaholic und unermüdlicher Motor des Dessauer Musiklebens. Zuvor hatte er in Leipzig Beethovens fünftes Klavierkonzert als Pianist uraufgeführt.
August Klughardt (1847–1902) der in Köthen geboren wurde, kehrte nach mehreren Stationen ab 1882 als Hofkapellmeister in seine anhaltische Heimat zurück und begründete die große Dessauer Wagner-Tradition. Sie wird bis heute fortgeschrieben und hat in den vergangenen Jahren neue Strahlkraft gewonnen.
Daneben war er ein hervorragender Komponist, der neben sinfonischen Werken und Opern auch Kammermusik schrieb. Berühmt ist sein Bläserquintett, es gibt eine Einspielung des Klavierquintetts op. 43 und des Streichquartetts op. 42. Eine neue Aufnahme des TrioSono präsentiert ihn nun auch als Meister des Klaviertrios.
Das Trio B‑Dur op. 47 ist zum ersten Mal überhaupt auf CD verfügbar. Es entstand in den Dessauer Jahren 1885/86 und strotzt vor Vitalität und Einfallsreichtum, dabei auch Unbeschwertheit. Im Ton ist es Schumann nahe, doch weitab davon, Plagiat zu sein. Der erste Satz gefällt durch den wirkungsvollen Gegensatz von elegischer Melodik und zupackender Rhythmik, der zweite ist ein zum Weinen schöner romantischer Schmachtfetzen, der dritte gewitzt kontrapunktisch durchgearbeitet. Er beginnt mit einer Fuge und endet im orchestralen Klangrausch.
Ebenfalls zum ersten Mal eingespielt wurde Friedrich Schneiders Trio Es-Dur von 1816. Es ist ein wenig verkopfter und deutlich an Beethoven angelehnt, sehr ordentlich durchgearbeitet, vor allem rhythmisch pointiert. Die repetitive Melodik zieht sich durch das ganze Werk und gibt ihm große Einheitlichkeit.
In beiden Stücken sowie auch im ersten Werk der CD, dem Trio C‑Dur Hob. 27 (1797) von Joseph Haydn, agiert das TrioSono mit mit Hiroko Kudo (Klavier), Karl Heinrich Niebuhr (Violine) und Matthias Wilde (Cello) transparent, flexibel und einfühlsam in wunderbarer Abstimmung. Wilde ist der Einsatz für die anhaltischen Werke eine besondere Herzensangelegenheit: Er war einige Jahre Solocellist der Anhaltischen Philharmonie, Wagner-Stipendiat und ist jetzt Mitglied der Staatskapelle Dresden. Zudem hat er die Anhaltischen Kammermusiktage ins Leben gerufen. Wünschen wir uns weitere Fundstücke von ihm und seinem Ensemble.
Johannes Killyen