Terzakis, Dimitri
Gedichte des Sturms und der Öde
für Sopran, Flöte, Violine und Klavier, Partitur und Stimmen
 	Der Komponist hat für sein 1912 entstandenes Werk Gedichte aus der frühen Periode des Viktorianischen Zeitalters gewählt. Die Textvorlage stammt aus der Feder der Schriftstellerin Emily Brontë (1818-1848), deren 1847 veröffentlichter Roman Wuthering Heights nach dem Tod der Autorin allmählich berühmt wurde und heute als einer der Klassiker der englischen Literatur gilt.
 	Dimitri Terzakis hat jedem seiner fünf Sätze ein Gedicht in der Originalsprache vorangestellt und zur Ausführung die folgende Anmerkung notiert: Die Sängerin trägt vor jedem Lied den Text vor und dann singt sie mit gemischten Vokalen. Zu vermeiden sind Vokalwiederholungen wie aaaa oder eeee etc. Die Musik interpretiert nicht die Texte. Vielmehr bringt sie Assoziationen zum Ausdruck, die mir die Texte hervorrufen.
 	Der 1938 geborene Komponist studierte in Athen bei Yannis Papaioannou sowie in Köln bei Bernd Alois Zimmermann, der ihm nahelegte, seinen ganz eigenen Weg weiterzuverfolgen. An diesen Rat hielt Terzakis sich und war als Tondichter sowie als Pädagoge erfolgreich. Seit den 1960er Jahren lebt er zum großen Teil in Deutschland, zuletzt in Leipzig als Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy. Die enge Bindung an seine Heimat Griechenland pflegt er weiterhin und bringt interessante musikalische Anregungen aus dem östlichen Mittelmeerraum in sein Schaffen ein. Die Edition Gravis zitiert einen von ihm geprägten Satz, der seinen Abstand zur Darmstädter Schule offenbart: Die Mitteleuropäer konstruieren. Die Südländer singen. Ich singe.
 	Der Zyklus der fünf Gedichte des Sturms und der Öde bildet ein Kammermusikwerk, in dem Vokales und Instrumentales von gleicher Gewichtung ist. Die Interpreten müssen gut aufeinander hören, die Stimmführung voneinander abnehmen und die genaue Bezeichnung unterschied-
 	licher Grade von Dynamik respektieren, zudem die relativ einfache, aber nicht simple Melodik voller Natürlichkeit vortragen, um das Kunstwerk angemessen zu gestalten. Der Sängerin sind die Tonhöhen zwischen es’ und g” anvertraut. Von ihr muss beim Vortrag der englischen Texte eine sehr gute Aussprache erwartet werden.
 	Dimitri Terzakis hat mit dem Zyklus nach Gedichten von EmilyBrontë ein sehr ansprechendes Werk von mittlerer Schwierigkeit geschaffen, das gute Erfolgschancen im Konzertleben haben dürfte.
 	Peter Roggenkamp


            
            
            