Hiller, Wilfried

Gebet und Totentanz

aus der Oper "Der Rattenfänger" für Klarinette in C (alternativ in B) und einem Schlagzeuger, Partitur und Stimme

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2016
erschienen in: das Orchester 12/2016 , Seite 61

Uraufgeführt von Jörg Widmann (Klarinette) und Stefan Blum (Schlagzeug) zur Expo 2000 in Hannover liegen Gebet und Totentanz von Wifried Hiller nun als Ausgabe für Klarinette und Schlagzeug vor. Diese Musik ist ein Auszug aus Hillers Oper Der Rattenfänger (1993), deren Libretto von Michael Ende stammt.
Stefan Blum hat diese Szene für Schlagzeug und Klarinette in C (alternativ B) bearbeitet. Die Klarinette, die in Hillers Oper den Spielmann gibt, hat hier ca. fünf Minuten Zeit, gemeinsam mit dem musikalisch gleichberechtigten Schlagzeug, schaurig und schön sehr ausdrucksvolle Musik zu präsentieren. Die Klarinette in C wirkt allein schon durch ihre Höhe (und weil sie nicht das gängigste Klarinetteninstrument ist) hier ein wenig gespenstisch. Die Wahl von Gongs, Tomtoms, Großer Trommel, Bass Drum und Holzblöcken lässt den Percussionisten Sounds wie klappernde Knochen erzeugen – wenn man denn mit ausreichend Fantasie zu Werke schreiten mag. Die große Trommel eröffnet mit drei langen Tönen, die zwar als Sforzati angespielt werden, aber im Piano enden. Die Klarinette setzt bald ebenso lange Töne dazu, von der höchsten bis in die tiefste Lage. Das ist ebenso effektvoll und – davon abgesehen, dass alles am Instrument sehr sauber ausgeführt werden muss – eigentlich simpel gesetzt.
Eine Kantilene der Klarinette, beginnend in der Tiefe und leicht drängend in die Mittellage voranschreitend, folgt. Der Gong sorgt mit seinem ewigen c’ mit einigen Einwürfen für zusätzliche Spannung. Es wird sehr leise („kaum hörbar“) in Klarinette und Tomtoms. Die große Trommel wechselt kurz darauf immer wieder mit den Tomtoms, akustische Langeweile kann so beim Hörer nicht entstehen – und beim Schlagzeuger ebenfalls nicht.
Die wenige Töne entwickeln sich bei beiden Spielern zu dichteren Einwürfen, man darf nun Mezzopiano agieren. Die kleine Kantilene in der Klarinette erklingt wieder, dieses Mal startet sie in der Mittellage. Sie schraubt sich im Fortissimo hoch bis in höchste Lagen, das Schlagzeug darf Bass Drum, Tomtoms, Holzblock und Gong verwenden. Die Sechzehntel in den Tomtoms treiben die Musik voran. Ein bisschen mögen die sich sequenzartig wiederholenden Figuren in den Tomtoms, die aus Tonrepetitionen bestehen, an klappernde Knochen erinnern. Der Gong („Peking Oper Gong“) sorgt nebenbei für leicht exotische Klangfarben. Auch die Klarinette verwendet ihre Motive immer wieder. So entsteht ein intensiver, drängender Eindruck. Am En­de dann wagt sich die Klarinette ein letztes Mal in die Höhe (a”’) und hält diese Ton drei Takte im Fortefortissimo. Gong, Tomtoms und Bass Drum begleiten – immer gleich. Nach einer Generalpause verabschieden sich Klarinette und Schlagzeug mit einem einzigen Achtel.
Dieses kurze Duo stellt spieltechnisch nicht die allerhöchsten Anforderungen, muss musikalisch aber auf den Punkt gebracht werden. Bunte, effektvolle Musik, die auch sehr engagierte Schüler und interessierte Studenten beglücken wird.
Heike Eickhoff