Tomasi, Henri / Patrick Burgan / Jean Guillou

French Trombone Concertos

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Perc. Pro
erschienen in: das Orchester 09/2014 , Seite 82

„Obwohl ich der Verwendung der meisten modernen Ausdrucksformen nicht aus dem Weg gegangen bin, bin ich doch im Inneren stets Melodiker geblieben. Ich schreibe für ein großes Publikum. Musik, die nicht von Herzen kommt, ist keine Musik.“ So beschrieb der französische Komponist und Dirigent Henri Tomasi die Grundlagen seines Komponierens. Sein Statement hat aber auch Gültigkeit für die beiden anderen auf der CD des französischen Posaunisten Fabrice Millischer mit ihren Posaunenkonzerten vertretenen Komponisten Patrick Burgan und Jean Guillou: 66 Minuten mit im besten Sinne des Wortes musikantischer Musik, virtuos gespielt vom Solisten und der begleitenden Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern unter Leitung von Ulrich Kern.
Fabrice Millischer, der 2007 mit 22 Jahren den bis dahin einzigen ersten Preis im Fach Posaune des ARD-Wettbewerbs erlangte, ist ein versierter Solist, der über seine technische Makellosigkeit hinaus auch den musikalisch-dramaturgischen Herausforderungen der drei Solokonzerte gerecht wird. Von groß angelegten Melodiebögen bis zu rhythmisch prägnanten Explosionen reicht seine Bandbreite, beste Intonation und die klangliche Vielfarbigkeit seines Spiels garantieren einen großen Hörgenuss.
Tomasis Posaunenkonzert aus dem Jahr 1956 ist das älteste der drei Werke, das sich aus einem kantilenenhaften Solo der Posaune über bluesartig swingende Passagen zu einem Tambourin benannten Finale entwickelt, in dem sich Elemente einer imaginären Mittelmeer-Folklore mit Bernstein-Symphonik zu einer brillanten Mischung verbinden.
Im Konzert op. 48 von Jean Guillou kommt es immer wieder zu Wechselspielen der Soloposaune mit einem groß besetzten und um vier Perkussionisten erweiterten Blechbläserensemble, an anderen Stellen kontrastiert die Klarheit der Posaune mit einem kunstvoll angerührten Klangbrei der Ensembleinstrumente. Die hauptsächlich von Trompeten und Vibrafon getragene melancholische Stimmung des Molto lento ed espressivo wird vom Soloinstrument weiter entwickelt, bevor großes Schlagwerk, Solist und Ensemble, umspielt von Schleifen des Vibrafons, im eng verschlungenen Tonsatz zu einem fulminanten Abschluss gelangen.
Im Fall des Luzifer von Patrick Burgan übernimmt wie bei Karlheinz Stockhausen die Posaune die Rolle Luzifers. Sie führt die Musik von den himmlischen Klanggefilden des ersten Satzes über den als musikalische Revolte gezeichneten Sturz des zweiten Satzes hinab bis zum finalen Höllenmarsch.
Mit der vorliegenden CD erhält der Liebhaber von Herzen kommender symphonischer Musik, die in enger Anbindung an die musikalische Tradition steht, einen ausgezeichneten Überblick über die Entwicklungen dieses Strangs der zeitgenössischen Musik in unserem Nachbarland Frankreich. Das gekonnte Zusammenspiel von klanglichem Raffinement, musikalischem Tiefgang und virtuoser Leichtigkeit beeindruckt sehr. C’est magnifique!
Stephan Froleyks

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