Werke von Georg Friedrich Händel, Giuseppe Matteo Alberti, Jacques Paisible, Alessandro Scarlatti u. a.
Foreign Masters
Max Volbers (Blockflöte), Alexander von Heissen (Cembalo)
Das Programm hat mit London zu tun, das zeigt schon das Cover, wo die beiden Musiker, der Blockflötist Max Volbers und der Cembalist Alexander von Heissen (auch mal an der Orgel), am Eingang zu einer imaginären U-Bahn-Station der London Tube mit dem Namen „Foreign Masters“ (Fremde Meister) stehen. Es geht hier also um Komponisten, die mit der englischen Hauptstadt verbunden sind, aber nicht von dort stammen. Deren gab es ja einige, erst recht im 18. Jahrhundert. An erster Stelle natürlich der Hallenser Georg Friedrich Händel.
Das Programm beginnt denn auch mit einer Blockflöten-Sonate Händels, der in b-moll HWV 367a, die 1712 entstand, also am Anfang von Händels Aufenthalt in England. Schon hier überzeugt der auf Instrumenten verschiedener Art spielende Blockflötist Max Volbers durch seinen ausgesprochen klangschönen, geschmackvoll erlesenen und technisch meisterhaften Vortrag. Mit Händel zu tun hat auch die Einrichtung der Arie „Voi fa guerra“ aus Händels erster Londoner Oper Rinaldo, die William Babell als einziger englischer Komponist auf der Liste geschaffen hat: Er erhielt mutmaßlich Händels Improvisation auf dem Cembalo der Nachwelt. Der auch als Begleiter exzellente Cembalist Alexander von Heissen brilliert hier in hochvirtuoser Weise. Auch ein Song in der Version des anderen Deutschen, Johann Christoph Pepusch, hat indirekt mit Händel zu tun, denn The Beggar’s Opera von Pepusch hat Händels Opernunternehmung seinerzeit schwer in wirtschaftliche Nöte gebracht.
Das überaus aparte und höchst vergnügliche Programm dieser CD bringt Musik von in England wirkenden kontinentalen Komponisten, aber auch solchen, deren Werke dort verlegt wurden. Schließlich war London damals ein ertragreicher Markt für Musikalien – und die Blockflöte war ein beliebtes Instrument der musikliebenden und musizierenden Kreise. Die getroffene Auswahl ist sehr gelungen und macht neben den bekannten Stücken von Händel und Arcangelo Corelli mit herrlicher Musik eher wenig populärer Meister wie Giuseppe Matteo Alberti, Jacques Paisible oder Giovanni Stefano Carbonelli bekannt. Von Corelli wird bei der hier mitreißend gespielten Sonate op. 5. Nr. 12 „La Follia“ die Londoner Blockflötenversion des wirkungsmächtigen Verlegers John Walsh benutzt.
Giuseppe Sammartini wird als Blockflötenmeister ja zunehmend beachtet, auch Francesco Barsanti ist kein Unbekannter. Er ist mit einem Lied schottischen Ursprungs vertreten. Am Ende von wirklich ganz erstklassig musizierten und vergnüglichen fast 80 Minuten steht ein berückendes Schlaflied aus einer Oper Alessandro Scarlattis, in der Blockflötenversion von John Walsh ediert: Pyrrhus and Demetrius: Come O Sleep.
Karl Georg Berg