Telemann, Corelli, Bach, Delalande

Folia

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Sony Music 88697801132
erschienen in: das Orchester 07-08/2011 , Seite 80

Leichtigkeit verspricht das Cover dieser neuen CD: Mit Bratsche und Bogen in der Hand und in barocker Kostümierung scheint der Musikus die Gesetze der Schwerkraft zu überwinden und wahrhaftig abzuheben. Keineswegs abgehoben ist jedoch das, was den neugierigen Hörer nach dem Einlegen der CD erwartet. Ein Strauß von teilweise bekannten, teilweise auch raren und neu bearbeiteten Werken der Barockzeit vermittelt in gelungenen und spritzigen Interpretationen die Leichtigkeit des musikalischen Seins auf interpretatorisch hohem Niveau. Dicht am Titel der CD sprengt das Spiel von Ensemble und Solist die Grenzen der kontrollierten Vernunft, jedoch ohne die Kontrolle zu verlieren.
So steht im Zentrum der kleinen Sammlung Corellis La Folia, hier jedoch einmal nicht in der sattsam bekannten Version für Flöte, Violine oder Violoncello, sondern in einer eigenen Fassung des Solisten für Viola und Orchester. Mönkemeyer gelingt es auf diesem Instrument die Leichtigkeit der üblichen Flöten- oder Violinversionen mit dem sonoren Klang des tieferen Instruments zu vereinen, dies in sauberer Akzentuierung stilsicher begleitet durch die Kammerakademie Potsdam, angeführt durch ihre Konzertmeisterin Yuki Kasai.
Eben diese Stilsicherheit findet sich auch wieder in der rasanten Interpretation des „Premier Tambourin“ von Michel-Richard Delalande. Die Viola ist hier einmal nicht als unauffällige Mittelstimme, sondern als elegant schwungvolle Einführung in das besondere Konzept dieser CD wahrzunehmen. Mit gleicher artikulatorischer Eleganz werden auch die Ouverture aus der Symphonie des Noël, „Air pour un Nyais et une Nyaise“ sowie die „Entrée de la Folie“ wie auch die beiden Airs des musikalischen Superintendenten am Hofe Louis XIV. gemeistert. Die Stücke des französischen Musikers dieser höfisch-musikalischen Glanzzeit im Frankreich des 17. Jahrhunderts bilden gewissermaßen das Gerüst dieser Collection.
Ein besonderes Vergnügen bereitet das Concerto für Viola e Basso Continuo TWV 51:G9 des oft verkannten Georg Philipp Telemann. Langsame Sätze mit geschmeidiger und stilsicherer Verzierung, tonschön auf der Bratsche gespielt, umrahmen die klangvoll und virtuos mit sonorem Bratschenton gestalteten schnellen Sätze. Leider unerklärlich die Namensgebung (Friedrich statt Philipp) mit falschem Sterbejahr – wohl ein Zahlendreher – im Booklet!
Als gelungenes Experiment darf die Übertragung des Concerto d-Moll BWV 1052 betrachtet werden. Ursprünglich wohl ein Violinkonzert, bekannt geworden in der Cembalofassung, fordert es den Solisten und das begleitende Orchester noch einmal zu streicherischer Virtuosität, tonschönem und ausdrucksstarkem Spiel im langsamen Satz und einem atemberaubendem Finale heraus.
Als Fazit für jeden Liebhaber barocker Streichermusik bleibt festzu­halten, dass Mönkemeyer mit dieser vierten CD zusammen mit der Potsdamer Kammerakademie einen funkelnden musikalischen Diamanten geschliffen hat.
Uwe Gäb