Przystaniak, Peter

Five Angels

für Klarinette (B) und Klavier, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Henry Litolff’s Verlag/Peters, Frankfurt am Main 2011
erschienen in: das Orchester 04/2012 , Seite 65

Stilistisch haben die kurzen Kompositionen, die Peter Przystaniak unter dem Titel Five Angels veröffentlicht hat, ihren Ursprung in der Klezmer-Musik. Dieser Musikrichtung ist der Autor als Mitglied im Ensemble Colaila Classic verpflichtet, das er zusammen mit der israelischen Klarinettistin Irith Gabriely, dem Violoncellisten Stefan Welsch und der Geigerin Elisabeth Bogensberger bildet. In seinen Stücken geht es dem Autor dabei nicht um die Bewahrung der Tradition, sondern um das Weiterleben und die Verschmelzung mit anderen Elementen populärer Musik, etwa dem Jazz.
Im Vorwort geht Przystaniak auf die Entstehung dieser Stücke ein: „…in einer schlaflosen Nacht im Mai 2008 [konnte ich mir] nicht erklären, wie die Musik…in einer Art Eingebung in meinen Kopf gelangte. Nach längerem und intensivem Nachdenken kam ich zu der Überzeugung, dass höhere Wesen, nämlich Engel im Spiel gewesen sein mussten.“
Die fünf Engel Przystaniaks sind Gabriel, Haniel, Mikael, Raphael und Kamael, die in musikalisch kontrastreicher Gestaltung erscheinen. Gabriel wird im Allegro energico mit einem über weite Strecken dominierenden 3+3+2-Klavierpattern und dem Wechsel der Melodie von der tiefen zur höheren Klanglage dargestellt, während Haniel mit einem Klaviersolo in einer ruhigeren Bewegungsart beginnt und dynamisch zurückhaltender gestaltet ist. Mikael greift zu Beginn wieder den bulgarischen Rhythmus im Tempo risoluto auf, der ein Bindeglied zwischen den ersten drei Stücken darstellt. Eine andere Sphäre tut sich in der Musik Raphaels auf, die mit Quintklängen und Arpeggien im Klavier arbeitet, zu denen eine rhythmisch ausgeglichene Klarinetten-Kantilene tritt. Für Kamael ist der 12/8-Takt bestimmend und der Wechsel von Staccato- und Legato-Passagen. Der Klavierpart ist harmonisch wenig bewegt und oft auf eine Zweistimmigkeit reduziert, die der Melodik, die nur durch eine ostinate Oktavfigur begleitet wird, großes Gewicht verleiht.
Alle Sätze sind formal einfach strukturiert und können als Suite mit
einer Spieldauer von ca. zwölf Minuten in einem Schülerkonzert einen interessanten Akzent setzen. Die Kenntnis der typischen Klezmer-Spielweisen ist dabei hilfreich, aber nicht notwendige Voraussetzung. Für den Klarinettenpart sind große Sicherheit im Synkopenspiel und eine leichte Tongebung notwendig; der Klavierpart setzt Erfahrungen im Spielen populärer Musik voraus.
Hilfreich kann beim Einstudieren die beigefügte CD sein, die neben einer Play-Along-Version des Klavierparts eine Hörversion und eine weitere Hör- und Play-Along-Version in erweiterter Besetzung entsprechend dem Colaila-Ensemble enthält, die Appetit darauf macht, diese Stücke auch mit anderen zu spielen. Ausgaben von Five Angels für Flöte und Klavier sowie für Violoncello und Klavier sind im gleichen Verlag erhältlich.
Heribert Haase