Werke von Mendelssohn Bartholdy, Eschaich, Reicha und anderen

Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerb 2013

Canorusquintett, 1. Preis (Bläserkammermusik)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Betont - Label der Universität der Künste Berlin
erschienen in: das Orchester 01/2016 , Seite 81

Den Preis hat es sich redlich verdient: Das Canorusquintett mit Maximilian Randlinger (Flöte), Leonie Dessauer (Oboe), Christoph Schneider (Klarinette), Hakan Isiklilar (Fagott) und Friedrich Müller (Horn) gewann 2013 in der Kategorie „Bläserkammermusik“ den 1. Preis des seit Anfang der 1950er Jahre jährlich ausgetragenen Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerbs der deutschen Musikhochschulen. Getragen durch den Erfolg lud nach erfolgreichem Wettbewerb der Kreis „Freunde Junger Musiker“ in Berlin das Ensemble ein, im Oktober desselben Jahres vier Werke unterschiedlicher Komponisten im Konzertsaal der Universität der Künste Berlin einzuspielen. Dieser Kreis fördert seitdem die vom Wettbewerb produzierten CDs für alle Ersten Preisträger des Wettbewerbs.
Denn das Quintett ist noch sehr jung und braucht Unterstützung: Entstanden aus dem Bundesjugendorchester mit dem Willen, auch kammermusikalische Literatur kennenzulernen, gründeten die fünf Bläser, damals noch Studierende der Musikhochschulen Hannover und Weimar, 2009 das Bläserquintett mit dem lateinischen Namen, welcher mit „singend, tönend, wohlklingend und melodisch“ übersetzt werden kann. Beim 63. Musikwettbewerb der ARD 2014 in München erspielte es sich den Sonderpreis für die beste Interpretation des Auftragswerks von Gija
Kantscheli sowie den Sonderpreis der Jeunesses Musicales Deutschland.
Die Erwartungen sind also sehr hoch gesetzt, welche die fünf jungen Künstler indes bestens erfüllen. Schon gleich das Adagio zu Beginn der von David Walter eingerichteten Bearbeitung des Streichquartetts Nr. 1 Es-Dur op. 12 von Felix Mendelssohn Bartholdy für Bläserquintett lässt angenehm aufhorchen. Da fällt nicht nur die absolut reine Intonation auf, sondern auch die weiche und sahnige Klangkultur, die süffig ins Ohr zu laufen scheint, außerdem das überaus homogene und empfindsame Zusammenspiel auf höchstem Niveau, bei dem sich niemand in den Vordergrund spielt und die einzelnen Stimmen gleichwertig zum Klingen bringt. Kaum zu merken, dass es sich hierbei eigentlich um ein Streichquartett handelt, im Gegenteil. Auch die elfenhaften Partien in der Canzonetta stechen akkurat mit höchster Prägnanz und beglückender Leichtigkeit
heraus: eine echte Freude, das Werk einmal mit Bläserfarben zu hören.
Neben dem nicht nur von Kennern und Liebhabern geschätzten und mit seltener Klarheit gehörten Quintett Es-Dur Nr. 2 op. 88 von Anton Reicha, das zu den klassischen Originalstücken dieses Genres gehört, spielte das Ensemble die III Instants fugitifs des 1965 geborenen Thierry Eschaich ein: prägnante Sätze mit exzessiven, teils jazzigen Rhythmen und modernen Harmonien. Die CD verklingt mit den manchmal sperrig anmutenden, dennoch hervorragend umgesetzten Cinq Danses Profanes et Sacrés von Henri Tomasi. In beiden zeitgenössischen Werken zeigen die Fünf, dass sie nicht nur im romantischen Schönklang baden können, sondern auch sehr expressiv, kantig und zornig wie in einem Streitgespräch, aber trotzdem überzeugend zu interpretieren vermögen.
Werner Bodendorff