Robert Schumann / Mikhail Ivanovich Glinka
Fantasiestücke op. 73/Drei Romanzen op. 94/Märchenerzählungen op. 132 / Trio pathétique in d minor
Giovanni Punzi (Klarinette), Jákup Lützen (Viola), Toke Møldrup (Violoncello), Galya Kolarova (Klavier)
Nach CDs mit Werken von Wolfgang Amadé Mozart, Johannes Brahms und damit der Auseinandersetzung mit großformalen Werken widmet sich der junge italienische Klarinettist Giovanni Punzi jetzt mit romantischer Kammermusik von Robert Schumann und dessen russischem Zeitgenossen Mikhail Glinka (1804-1857) kleinformatigeren Werken. Punzis musikalische Partner sind Streicherkollegen aus dem Kopenhagener Philharmonischen Orchester und die aus Bulgarien stammende Pianistin Galya Kolarova.
In den beliebten klavierbegleiteten Fantasiestücken op. 73 von Robert Schumann zeigt sich sogleich Punzis Affinität zur romantischen Musik. Er erzeugt in den drei Sätzen mit weich fließender Tongebung, fein differenzierter Dynamik und einer sehr subtilen Agogik vielfältige poetische Stimmungsnuancen. Er nimmt sich Zeit für das Ausmusizieren jeder Phrase und die Übergänge zu neuen Formteilen. Im dritten Stück bleibt er allerdings dem Tempo-Zusatz „mit Feuer“ einiges schuldig.
Nicht weniger empfindsam erklingen die Drei Romanzen op. 94, deren melodischer Duktus erkennen lässt, dass sie ursprünglich nicht für die Klarinette, sondern für die Oboe geschrieben wurden. In beiden Kompositionen wird der Gesamteindruck dadurch getrübt, dass der Klavierpart kaum als kammermusikalischer Partner zur Entfaltung kommt, da die Aufnahmetechnik die Klarinette sehr stark in den Vordergrund stellt.
In den in Schumanns später Schaffensphase 1853 geschriebenen vier Sätzen der Märchenerzählungen op. 132 tritt die Viola hinzu, die sich in der gleichen Klanglage wie die Klarinette bewegt. Jákup Lützen spielt mit hellem und markantem Ton, der sich gut abhebt, aber gegenüber der Klarinette etwas weniger Ausstrahlung besitzt. Die Interpretation überzeugt vor allem in den lyrischen Abschnitten, während die zur Dramatik neigenden Partien durch den weniger konturierten Klavierpart an Wirkung einbüßen. Stellenweise fehlt auch die klangliche Transparenz.
Das in vier Sätzen durchkomponierte Trio pathétique für Klarinette, Violoncello und Klavier von Mikhail Glinka ist 1832 während seines Italien-Aufenthalts entstanden. Es ist ein eingängiges, formal mit Motivverknüpfungen arbeitendes melodiebetontes Werk, das aber seinen Titelzusatz nicht allzu offensichtlich und durchgängig zum Inhalt der Musik werden lässt. Mit Toke Møldrup am Violoncello als anpassungsfähigem Triopartner ist eher eine spielfreudige, im Ausdruck in den Ecksätzen etwas verhaltene Wiedergabe zu hören, während im Largo eine intensivere Gestaltungskraft zu spüren ist. Giovanni Punzis Musikalität setzt auch in den Trios die gestalterischen Akzente und überdeckt einige Schwächen der Aufnahme.
Das nur englischsprachige Booklet enthält die nötigen Werkinformationen und zum Teil überlange Künstlerbiografien.
Heribert Haase