Husmann, Mathias

Fantasie und Capriccio Concertant (1998)

für Violine solo

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Edition Gamma, Bad Schwalbach 2012
erschienen in: das Orchester 04/2013 , Seite 68

Als Dirigent dürfte er manchem von uns ohnehin ein Begriff sein, als Komponist ist er gerade in vergangenen Jahren stärker hervorgetreten und man lernt ihn gerne näher kennen. Der Hamburger Mathias Husmann, Jahrgang 1948, erhielt seine Ausbildung als Dirigent, Komponist und Pianist in seiner Heimatstadt. Mit 22 Jahren wurde er nach erfolgreichem Debüt von der Hamburger Staatsoper als Assistent von Horst Stein verpflichtet, seither hat er zahlreiche renommierte Orchester geleitet. Sein Lebenslauf weist mehrere Berufungen zum Generalmusikdirektor bzw. Chefdirigenten (Ulm, Magdeburg, Greifswald, Stralsund) aus, Gastdirigate führten ihn u.a. ans Dirigentenpult des NHK Orchesters Japan, des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, des Gürzenich-Orchesters Köln, des Beethoven Orchesters Bonn, der Ungarischen Symphoniker, der Düsseldorfer Symphoniker, der Rundfunkorchester des NDR, HR und des Bayerischen Rundfunks, in Berlin, Hamburg, Düsseldorf leitete er Opernproduktionen.
Trotz derartiger zeitlicher Beanspruchung als Interpret ist ihm seine kompositorische Tätigkeit ebenso wesentlich, sein Œuvre umfasst Symphonisches, Kammermusik und Lieder. Stilistisch zeigt sich Husmann den Traditionen von Spätromantik und „klassischer“ Moderne (Orff, Hindemith, Genzmer etc.) verhaftet. Tonale Bezüge dominieren, Avantgardistisches bleibt weitgehend ausgespart.
Das vorliegende Werk Fantasie und Capriccio Concertant – der 3. Teil des Zyklus Stadien für Violine solo – entstand 1998 und ist dem Gedächtnis des Berliner Geigers Max Kayser gewidmet. Die Uraufführung besorgte Christiane Edinger.
Beide Teile der etwa 15-minütigen Komposition sind im Prinzip aus ein und demselben Motiv (g – d – f – es) entwickelt, getragene Passagen wechseln in der Fantasie mit minimalistisch angehauchter Motorik, tän-
zerisch-virtuoser Schwung prägt das Capriccio. Die Musik ist – gewürzt mit ein paar Reibungen und Dissonanzen – ganz tonal gebunden (g-Moll, G-Dur), eingänglich und für jedermann leicht verständlich. Hier gibt es nichts Aufreizendes, Provokatives, niemand muss sich überfordert fühlen. Das ist alles handwerklich gekonnt gemacht, die Steigerungen sind einleuchtend und effektvoll angelegt, der Geiger darf singen, tanzen und einiges an Virtuosität zeigen, ohne dass das Werk wirklich schwer zu spielen wäre. Kurzum etwas „für“ die Geige.
Wer ein wirkungsvolles, dankbares, gut spielbares Stück sucht und ansonsten mit Neuer Musik wenig bis gar nichts am Hut hat, der könnte hier fündig werden. Wohl wahr, zeitgenössische Musik muss durchaus nicht immer schräg und schief klingen oder gar als akustisches Esoterik-Seminar daherkommen. Mir persönlich allerdings – der Komponist möge mir verzeihen – ist diese Musik hier doch um eine Nummer zu glatt, zu risikolos, zu konservativ, zu konventionell geraten.
Herwig Zack

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