Kern, Markus
Fantasia Ebraica
für drei Klarnietten, Partitur und Stimmen
Markus Kern legt hier gelungene Spielmusik fu¨r drei Klarinetten vor. Geschrieben hat er die Fantasia Ebraica fu¨r junge Schu¨ler (damals elf und zwölf Jahre alt), die damit einen zweiten Preis sowie den Förderpreis der Sparkassen beim Wettbewerb Jugend musiziert 2013 erreichten. Selbstverständlich darf man davon ausgehen, dass die drei Jungen ihre Schwarzwurzeln sehr gut spielten.
Das ca. achtminu¨tige Werk besteht aus drei Teilen und soll auf Wunsch des Komponisten immer komplett gespielt werden. Inspiriert vom Klezmer hat Kern hier viel Melodiöses, fast volksliedhaft Einfaches verwendet und damit Musik geschaffen, die dem Ohr schmeichelt. Die dritte Klarinette beginnt in tiefer Lage quasi improvisando mit einer zarten Kantilene, die von der zweiten fortgefu¨hrt wird. Dann folgt die erste Klarinette, um einige Sechzehntel libero als kleine Kadenz anzuschließen. Kurz darauf beginnt ein Allegretto, das von den sanft pulsierenden Achteln in der zweiten und dritten Klarinette belebt wird, während die erste eine kleine Melodie in Moll daru¨ber legt und mit wenigen Glissandi verzuckert. Doch du¨rfen bald schon auch die beiden anderen kurze Soli spielen, ehe sie zu dritt, immer mal wieder auf Wunsch des Komponisten das Tempo leicht anziehend, mit gemeinsamen Achteln diesen ersten Teil beenden.
Attacca folgt ein Adagio, das allen drei Klarinetten Möglichkeiten gibt, mit sauberen Bindungen und gekonnter Atemfu¨hrung zu glänzen. Es ist durchhörbar gesetzt, ein paar Viertel dann und wann sorgen fu¨r den Fluss. Auch hier helfen deutlich gesetzte Spielanweisungen, die geforderte Dynamik zu treffen, kein Solo zu u¨bersehen und molto espressivo diesen Teil mit Wohlklang zu beenden.
Es geht ebenfalls attacca in den letzten Teil, ein tänzerisches Allegro. Die dritte Klarinette beginnt mit der Melodie zu kurzen Achteln in den anderen Stimmen. Durch das Staccato klingt es wieder einmal fröhlich und leicht, die zweite Klarinette bringt mit fließenden Sechzehnteln zusätzlich Bewegung in die Musik.
Alles in dieser Fantasia ist so komponiert, dass es exakt u¨bereinander liegt. Richtig zählen mu¨ssen die Musiker da schon, und allein deshalb ist diese kleine, feine Komposition nicht fu¨r jeden jungen Klarinettenschu¨ler geeignet. Als Schu¨lerliteratur ist sie technisch durchaus ernst zu nehmen und verlangt saubere Intonation und Dynamik. Aber die Schönheit und Logik dieser Musik entschädigt fu¨r die eine oder andere Übeeinheit mit dem Metronom. Fortgeschrittene Schu¨ler oder Studenten werden technisch allerdings nicht gefordert, sondern finden hier ein schönes Stu¨ck
fu¨r Klarinettentrio, das sicher so manches Programm bereichern mag. Doch auch gestandene Profimusiker werden ihre Freude an diesem kleinen Werk haben.
Das Ende wird mit fulminanten, aber gut liegenden, Läufen eingeleitet. Effektvolle Glissandi und drei Tuttiakkorde gibt es zum guten Schluss – Markus Kern weiß, was Klarinetten zum Klingen bringt.
Heike Eickhoff