Werke von Gabrieli, Bach, Wagner, Verdi, Piazzolla und Srnka
Fan Faire
Munich Opera Horns. Die Hornisten des Bayerischen Staatsorchesters spielen Musik für Hornensemble
Orchestermusiker, die auch außerhalb des regulären Dienstes gemeinsam musizieren, sind für Ensemble und Dirigent meist ein Glücksfall, denn die kammermusikalische Zusammenarbeit ist zweifellos auch im großen Verbund fruchtbringend. Eine weitere Qualitätsstufe ist erreicht, wenn sich gleich eine ganze Stimmgruppe regelmäßig aus Spaß an der Freude zusammensetzt. Man darf annehmen, dass das auch für die Munich Opera Horns gilt, die Hornistinnen und Hornisten des Bayerischen Staatsorchesters in München.
Nach Gründung der Opernhörner im Jahr 2007 haben die sieben Herren und zwei Damen aus aller Welt nun ihre erste CD vorgelegt. Darauf ist mit Bearbeitungen von Wagner und Verdi natürlich auch Opernmusik zu hören, im Mittelpunkt stehen aber erstaunlicherweise Werke von Johann Sebastian Bach (der nie eine Oper komponiert hat). Außerdem sind Stücke von Piazzolla und Gabrieli zu hören sowie eine 2011 uraufgeführte Originalkomposition von Miroslav Srnka. Der schreibt im Booklet: Das Hornensemble ist unter den Blechbläsern einzigartig in seinen Registermöglichkeiten, dynamischen Extremen, einem fast streicherartigen Schmelzklang und einer beweglichen Virtuosität.
Auch wenn Srnka damit zweifellos Recht hat, so bleiben Hörner und seien es die ganz hervorragenden vom Bayerischen Staatsorchester immer noch Hörner. Das hat auf die Interpretation und Klanggestalt der hier aufgenommen Werke ganz unterschiedliche Auswirkung: Die herrliche Lohengrin-Fantasie von Karl Stiegler klingt beispielsweise nicht selten wie echter Wagner, weil auch im Original zahlreiche Stellen von den Hörnern oder zumindest dem Blechbläsersatz übernommen werden. Die Adaption funktioniert also gut nur dann nicht ohne Einschränkung, wenn Arpeggien der Streicher oder Holzbläser zu imitieren sind. Ähnliches gilt für den Triumphmarsch und die Ballettmusik aus Verdis Aida, deren Bearbeitung die hohen Hornisten in abenteuerliche Register treibt. Dem Triumphmarsch hört man erstaunlicherweise kaum an, dass hier Hörner statt Trompeten spielen. Das Stück Oblivion von Astor Piazzolla klingt in der Fassung für Hörner schön ist aber etwas völlig anderes als die Ursprungskomposition.
Wieder anders sind die Voraussetzungen bei Bach und Gabrieli, wo im Original der Klang nicht immer präzise festgelegt ist und daher auch bei Bearbeitungen ganz unterschiedliche Auslegungen statthaft sind. Trotzdem gibt es auch hier Kriterien für Qualität, wobei die spieltechnischen Fähigkeiten der Münchner Hornisten ganz außer Frage stehen. Doch bei Gabrielis Canzon per sonar septimi toni vermisst man einfach die gewohnte Transparenz und Leichtigkeit. Der Hornklang wirkt hier sehr dicht und fast mulmig. Besser gelingen drei Adaptionen von Bach-Kantaten, besonders spannend ist Nun komm, der Heiden Heiland. Beinahe ein Universum für sich ist das siebenminütige Titelstück Fan Faire von Miroslav Srnka. Es lotet alle Klangmöglichkeiten des Waldhorns aus und distanziert sich wohltuend von der gängigen Hornromantik.
Johannes Killyen