Karl-Heinz Köper
Fakturen
für Fagott-Quartett und Orchester, Partitur
Im Heft wurde irrtümlich der Preis dieser Ausgabe mit 9,80 Euro angegeben. Der richtige Preis wäre: 49,80 Euro. Wir bitten dies zu entschuldigen.
Das kenne ich, das ist doch… Ist es dann aber doch nicht ganz. So geht es dem Zuhörer bei Karl-Heinz Köpers Werken immer wieder. Er bedient sich gerne bei den Highlights der Musikgeschichte, verwandelt die Themen und entwickelt daraus etwas Neues. In den 1960er bis 1990er Jahren war er in der GEMA einer der meistgespielten Urheber seines Genres, verortet in der gehobenen Unterhaltungsmusik. Mit Vorliebe bedachte er Instrumente, die gerade nicht mit reichem Konzertrepertoire gesegnet sind – man meint nachgerade, es gibt keine Besetzung und kein Instrument, wofür er nicht komponiert hat. Er schrieb für Sinfonieorchester, Blasorchester, Zupforchester, darunter viele Instrumentalkonzerte, und Kammermusik in konventionellen und ausgefallenen Besetzungen.
Karl-Heinz Köper (1927-2011) lernte als Kind Klavier. Als Soldat geriet er in russische Kriegsgefangenschaft. Als er später wieder geregelten Unterricht bekam, begann er zu arrangieren und zu komponieren. In Hannover studierte er Komposition, startete seine Berufslaufbahn als Kapellmeister und zog sich 1960 davon zurück, um als freischaffender Komponist zu arbeiten. Seine Werke veröffentlichte er im Selbstverlag. 2012, nach dem Tod des Komponisten, wurde sein Verlag vom Verlag Dohr in Köln übernommen, wo nach und nach alle Werke Köpers in revidierter Neuausgabe herausbracht werden.
Das vorliegende Werk, die “Fakturen”, ein dreisätziges Konzert für Fagottquartett (3 Fagotte und Kont- rafagott) und Orchester beginnt wie Tschaikowkys 6. Sinfonie mit einem Fagottsolo auf dunklem Steichergrund. Das Thema ist ganz ähnlich, hier darf es aber das Kontrafagott übernehmen. Nach und nach gesellen sich die drei anderen Fagotte dazu, das Thema nimmt Tempo und die Musik Fahrt auf, Pizzicato-Begleitungen verleihen dem Satz Leichtigkeit, markante Einwürfe von Schlagwerk und Pauke Energie.
Im zweiten Satz wandern Rubato-Girlanden von den Fagotten zu den Bläsern und weiter in die Streicher, zart kommentiert von Harfe und Celesta. Im dritten Satz blitzen schnelle Läufe durch ein Offbeat-Thema. Es wird getragen von gleichmäßigen gezupften Streichervierteln, am Laufen gehalten von der kleinen Trommel und mündet in einen mechanischen schnellen Rhythmus. Nach Innehalten bei einem lyrischen Kontrafagottsolo endet das Stück schließlich kraftvoll mit dem ganzen Orchester. Der Applaus ist sicher.
Der Part der vier Solofagotte ist anspruchsvoll und bei solider technischer Grundlage gut spielbar. Im Orchester werden die jeweiligen Instrumentengruppen homogen und rhythmisch unkompliziert parallel geführt. Mit erfahrenen Stimmführern und ersten Bläsern eignet sich das Werk auch für gute Laienensembles, sofern die große Sinfonieorchesterbesetzung inklusive Schlagwerk, Celesta und Harfe zur Verfügung steht.
Mit einer Dauer von 16 Minuten passt es in ein klassisches Konzertprogramm. Ein effektvolles Konzert von musikantischer Natürlichkeit, dessen Entdeckung zu wünschen ist.
Annette Winker