Beethoven, Ludwig van

Erzherzog-Trio op. 97 / Klaviertrio op. 1 Nr. 3

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin 12217
erschienen in: das Orchester 10/2012 , Seite 74

Ein frühes und ein relativ spät entstandenes Klaviertrio Ludwig van Beethovens hat sich das Ensemble “Trio ex Aequo” für seine neue CD ausgesucht: das Klaviertrio op. 1 Nr. 3 und das so genannte “Erzherzog-Trio” op. 97.
Im Jahr 1795 publiziert, stellten die drei Klaviertrios op. 1 einen regelrechten “Verkaufsschlager” dar: Mit ihrer Veräußerung sicherte sich der Komponist den Lebensunterhalt für ein ganzes Jahr. Hierbei ist Nummer 3 – in der “Beethoven-Tonart” c-Moll verfasst – als das fortschrittlichste und außerdem stimmungsmäßig dramatischste anzusehen. Das seinem Mäzen Erzherzog Rudolph gewidmete Trio op. 97 hingegen strotzt geradezu vor Heiterkeit und Lebensfreude – und das, obwohl es im Jahr 1811 entstand, sprich zu einer Zeit, als sich Beethovens Gehörleiden bereits in einem sehr fortgeschrittenen Stadium befand. Eine hochinteressante Zusammenstellung also.
Was die musikalische Leistung von Gerald Fauth (Klavier), Matthias Wollong (Violine) und Matthias Moosdorf (Cello) angeht, so überzeugt diese von der ersten bis zur letzten Sekunde. Im Jahr 2005 gründeten die drei Künstler – alle drei Professoren an namhaften Musikhochschulen, alle drei immer wieder preisgekrönt – ihr Klaviertrio; ein erstes Album, eine Doppel-CD mit den Klaviertrios von Johannes Brahms, haben sie bereits 2008 herausgebracht. Aus der ausgezeichneten Interpretation der hier ausgewählten Stücke lässt sich eigentlich nur noch das besonders Gelungene hervorheben. Über die technische Seite muss kaum ein Wort verloren werden: Hier ist sowieso alles perfekt, lupenrein die Intonation, und zwar auch in oktavierten bzw. Unisono-Passagen, wie sie z.B. im Allegro moderato des Erzherzog-Trios auftauchen. Fragen der Phrasierung, der Dynamik und der Agogik sind bis ins Letzte ausgefeilt und erklingen vollkommen synchron. Das eigentlich Fesselnde für den Hörer jedoch stellt die Einheitlichkeit im Ausdruck dar. So viel Tiefsinn steckt in den Kompositionen Beethovens, so hoch ist ihr Anspruch, dass nur wahrhaft empfindsame Musiker ihren Gehalt nachfühlen und umsetzen können.
Fauth, Wollong und Moosdorf gelingt es. Der musikalische Witz, der die Durchführung des Allegro moderato im Erzherzog-Trio prägt, kommt bei ihnen in vollendeter Weise zum Tragen; mit dem Vortrag des außerordentlich intensiven Themas im Andante cantabile und der Fröhlichkeit im Finale (Allegro moderato) treffen sie jeweils genau den Punkt. Die extremen Gegensätze im Allegro con brio des op. 1 Nr. 3 werden meisterlich herausgearbeitet, im Menuetto spielen sie Tanzmusik, auf die man nicht tanzen kann, die aber so federleicht und elegant daherkommt, dass man es zuerst gar nicht merkt.
Zuletzt sei noch auf die hervorragende, auf Transparenz angelegte Aufnahmetechnik hingewiesen, die den überaus positiven Gesamteindruck des Albums abrundet.
Julia Hartel