Werke von Igor Loboda, Jimsher Askaneli und Franz Hummel

Ensemble Del Arte

Irakli Tsadaia (Violine), Olivia Friemel (Klavier), Ltg. Fuad Ibrahimov

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Tyxart TXA 16080
erschienen in: das Orchester 12/2016 , Seite 73

Das Georgische Kammerorchester mit Sitz in Ingolstadt ist ein Paradebeispiel dafür, welchen Mehrwert Kulturimport für unsere Gesellschaft haben kann. Seit die damaligen Musiker des Ensembles 1990 von Georgien gen Westen ausgewandert sind, hat sich in der Audi-Stadt Stück für Stück ein bemerkenswertes Musikleben entwickelt. Und das Engagement des Kammerorchesters trägt Früchte. Mitglieder geben ihre Tradition an den eigenen Nachwuchs, aber auch an zahlreiche Schüler weiter.
Die Kammerformation „Ensemble del Arte“ wurde 1994 als Auskopplung von Solisten des Georgischen Kammerorchesters ins Leben gerufen. Es wird heute von Musikern aus ganz Bayern gebildet und unterhält in seinem Gründungsort Neuburg an der Donau eine eigene Konzertreihe. Nun hat das Ensemble del Arte unter Leitung von Fuad Ibrahimov eine mutige CD vorgelegt mit komplett unbekannten Werken von Igor Loboda (geb. 1956), Jimsher Askaneli (geb. 1975) und Franz Hummel (geb. 1939).
Das Hauptwerk der Einspielung ist Igor Lobodas Konzert für Violine und Kammerorchester op. 126. Es ist ein für die osteuropäische Musik im 20. Jahrhundert und speziell für die Musik auf dem Gebiet der Sowjetunion recht typisches Stück, Bekenntnismusik ohne offensichtliches Programm. Die ist am Rande der Tonalität komponiert, elegisch, leidenschaftlich auffahrend und zugleich intim, rhythmisch immer wieder fordernd und motorisch bewegt, dazu beeinflusst von Spieltechniken oder zumindest der Klangwelt der Folklore – in diesem Fall sicher der georgischen, denn Loboda stammt natürlich aus Georgien und ist auch Mitglied im Georgischen Kammerorchester. Dessen Konzertmeister Irakli Tsadaia spielt das durchaus umfängliche Konzert mit glutvoller Intensität.
Die vier kurzen Kompositionen des deutlich jüngeren Jimsher As­ka­neli, ebenfalls gebürtiger Geor­gier, sind deutlich entspannter und schlendern munter, manchmal melancholisch durch Stile und Klang-farben. Neoromantik, Neorokoko, Jazz, Impressionismus reichen sich die Hand, Mahler scheint auf, Rachmaninow und Puccini. Bevor es zu süßlich wird, gelingen Askaneli zum Glück meistens überra-schende harmonische Wendungen. Ein elysisches Licht leuchtet aber doch ein wenig zu oft auf. Solistin im Concertino für Klavier und Kammerorchester ist Olivia Friemel.
Schließlich begegnet man auf dieser CD noch dem Urbayern Franz Hummel, der seit Jahrzehnten erfolgreich den Spagat zwischen Geist und Gaudi praktiziert und zahlreiche Bühnenwerke ebenso wie Instrumentalmusik geschaffen hat. Als kindlicher Pianist wurde er noch von Richard Strauss und Hans Knappertsbusch gefördert. Hier sind, passend zu Hummels Profil, 24 Tanzetüden über einem Stolperbass zu hören, die zwischen saftig-schräger Volkstümlichkeit und beinahe mexikanisch anmutender Verve pendeln. Da die Variationen jedoch immer wieder ähnlich klingen, vergehen die neun Minuten Spielzeit doch relativ langsam.
Johannes Killyen

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