Richard Strauss
Elektra / Rosenkavalier
arr. von Artur Rodzinski, Pittsburgh Symphony Orchestra, Ltg. Manfred Honeck
Der frühere Stuttgarter Generalmusikdirektor Manfred Honeck dirigiert hier das exzellente Pittsburgh Symphony Orchestra, dessen Chefdirigent er ist. Die Einspielung der Elektra-Suite ist sogar eine Weltpremiere. Das Konzept schuf Manfred Honeck, realisiert wurde es von Tomas Ille. Das einzige Problem ist, dass die einzelnen Teile der Oper zuweilen umgestellt oder aus dem Zusammenhang gerissen werden. Dies mindert aber die beeindruckende Gesamtwirkung dieser opulenten Aufnahme nicht, denn Honeck gelingt es immer wieder, das riesige Opernorchester mit nie nachlassender elementarer Wucht aufzuheizen und gleichzeitig zu bezwingen. Der dämonische Kampf der verstoßenen Königstochter gewinnt so eine unglaubliche Intensität. Dies gilt ebenso für das Agamemnon-Thema wie auch für das eindringliche Motiv von Elektras Kindesliebe. Das Fortschreiten der Harmonik bis hin zur Polytonalität wird in enormen Steigerungen auf eine hitzige Spitze getrieben. Der dissonante Hass-Akkord zu Beginn und die lyrische Kantilene treten in facettenreicher Weise hervor.
Die äußerste Grenze der Harmonik und die psychische Polyfonie werden vom Pittsburgh Symphony Orchestra unter der impulsiven Leitung von Manfred Honeck sensibel betont. Vor allem auch die berühmte Erkennungsszene zwischen Elektra und Orest gewinnt immer größere und überwältigendere Steigerungs- und Spannungsbögen. Auch die Ekstase des Duetts mit Chrysothemis wird überzeugend herausgearbeitet. Honeck strapaziert die akustische Aufnahmefähigkeit hier jedoch keineswegs. Die Gefahr der Monotonie ist gebannt. Aber die Nähe zur Rosenkavalier-Suite lässt sich nicht verheimlichen. Chrysothemis erscheint mit lyrischer Emphase dynamische Exzesse entfesselt die ungeheure Begegnung von Elektra mit ihrer Mutter Klytämnestra.
Im Arrangement von Artur Rodzinski kann sich dann die Rosenkavalier-Suite von Richard Strauss ebenfalls überzeugend entfalten. Mozart und Wagner lassen hier schwungvoll grüßen. Melodischer Überschwang wird in klugen Steigerungswellen wohldosiert beschworen, es gibt kaum Zeit zum Atemholen, alles endet in einem schwindelerregenden Taumel. So wird die Überreichung der silbernen Rose wirklich zum harmonischen Ereignis. Man begreift, mit welcher Raffinesse Strauss alle Klangfarben und Tonfälle des Riesenorchesters beherrscht. Die kontrastierenden thematischen Charaktere zeigen sich dabei zwar nicht so grell wie in der Elektra-Suite, aber sie leuchten ebenfalls in strahlender Fülle hervor. Der orgiastische mänadische Elektra-Tanz scheint sich in geheimnisvoller Weise auf den Rosenkavalier zu übertragen.
Alexander Walther