Richard Strauss

Elektra op. 58

Barbara Krieger, Sotiris Charalampous, Jochen Kupfer, Sanja ­Anastasia, Astrid Weber, Orchestre Experience, Ltg. Julien Salemkour

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Solo Musica
erschienen in: das Orchester 7-8/2025 , Seite 74

Sie sei lediglich ein Achtungserfolg gewesen, schrieb Richard Strauss nach der Dresdner Uraufführung seiner auf einem Libretto von Hugo von Hofmannsthal beruhenden Elektra im Januar 1909. Angelo Neumann sagte sogar, sie wäre durchgefallen. Welch ein Irrtum: Schon bald, nachdem sie in Dresden aus der Taufe gehoben war, begann ihr Siegeszug rund um den Erdball. Heute zählt sie zu den meistgespielten Opern des Komponisten. Es ist ein Werk von enormem musikdramatischem Glanz. Sie ist reich instrumentiert und weist eine Besetzung von sage und schreibe 111 Musiker:innen auf. Das Klangbild mutet äußerst hart und prägnant an und weist haufenweise dissonante Klänge auf. Was Dissonanz angeht, ist die Elektra das wohl stärkste Werk von Strauss, der nach dieser Oper zu einer tonaleren Klangsprache zurückkehrte. Wenn öfter gesagt wird, die Elektra sei die beste Oper des Komponisten, so lässt sich wohl nichts dagegen sagen. Auch wenn man sich die hier zu besprechende CD anhört, ist der Eindruck rein vom Orchester und dem Dirigenten her ein ganz gewaltiger. Julien Salemkour badet genüsslich in den gewaltigen Klangeruptionen und animiert das Orchestre Experience zu einem fulminanten, äußerst dramatischen und herb angehauchten Spiel. Bei aller Dramatik wartet er indes auch mit schönen lyrischen und gefühlvollen Klängen auf, so beispielsweise in der herrlichen Orest-Szene.
Barbara Krieger ist bei allen an den Tag gelegten Bemühungen um eine eruptive und vokal ausladende Tongebung lediglich eine mittelmäßige Elektra. Schlimm ist es um Astrid Weber bestellt, die in der Rolle der Chrysothemis im oberen Stimmbereich oft sehr angestrengt klingt. Mit dieser Rolle hat sich die Sängerin wahrlich keinen Gefallen getan. Einen tiefgründigen, pastosen Mezzosopran bringt Sanja Anastasia für die Partie der Klytaimnestra mit. Eine gute Leistung ist dem trefflich fundiert und sonor singenden Jochen Kupfer als Orest zu bescheinigen. Sotiris Charalampous ist ein kraftvoll intonierender Aegisth. Leider sind im Booklet der CD die zahlreichen, teilweise recht überzeugenden Sänger:innen der Nebenrollen nicht angegeben. Insgesamt haben wir es hier aber mit einer nur durchschnittlichen Aufnahme zu tun, die nicht unbedingt empfehlenswert ist. Ein Vorzug ist sicher, dass sie im Gegensatz zu den meisten anderen, besseren Aufnahmen der Elektra gänzlich ungekürzt ist, was relativ selten vorkommt.
Ludwig Steinbach

 

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