Werke von Gerardo Gardelín, Willi März, Yojiro Minami und anderen
El Inmortal
Works for tuba, piano and harp. Siegfried Jung (Tuba), Yasuko Kagen (Klavier), Johanna Jung (Harfe)
Kein Repertoire, nirgends. Diese Behauptung stimmte vielleicht früher einmal für die klangmächtige Tuba, dieses bassgewaltige und latent unterschätzte Orchester- und auch Soloinstrument. Längst haben findige und gute Tubisten nicht nur Werke für sich arrangiert oder arrangieren lassen (denn das ist ja manchmal ein wenig billiger), sondern auch Komponisten gefunden, die ihnen anspruchsvolle Musik auf den Leib schreiben.
Siegfried Jung, Solotubist des Nationaltheaters Mannheim, hat eine CD mit solchen Werken nun gemeinsam mit seiner Frau, der Harfenistin Johanna Jung, und der Pianistin Yasuko Kagen veröffentlicht. Jung stammt aus Temeschwar im rumänischen Banat und konzertiert immer wieder auch in Rumänien, freilich nicht nur dort. Johanna Jung, gebürtige Ingolstädterin, war Soloharfenistin des Philharmonischen Orchesters Lübeck und ist kammermusikalisch außerdem mit einem Harfenquartett unterwegs. Yasuko Kagen, geboren in Osaka, ist eine erfahrene Korrepetitorin und war in dieser Funktion auch für die Bläserklassen der Musikhochschule Mannheim zuständig. Ebenso ist sie als freischaffende Musikerin und Musikpädagogin tätig.
Auffallend ist bei dieser Aufnahme, dass im Vordergrund tänzerisch-folkloristische Aspekte stehen, mit lateinamerikanischen Rhythmen geschärft und sehnsuchtsvoll aufgeladen. Dies trifft z. B. zu auf eine Tuba-Tango-Fantasie von Gerardo Gardelín oder, ironisch grotesk gebrochen, auf einen Ländler von Willi März, der wahrscheinlich zu den wenigen zeitgenössischen Komponisten gehört, die deutsche Folklore authentisch und doch anspruchsvoll in ihre Werke einweben. März’ Danse agile ist eine wunderbare Konzertfantasie für Tuba und Klavier. Alle Stücke der CD nutzen den gesamten Klangraum des großen Blechblasinstruments aus.
Kaum eines der Stücke, und das ist das Schöne, hat man je gehört. Doch alle gehen gut ins Ohr, ohne sich anzubiedern, zum Beispiel das Joc de doi, ein „Spiel zu zweit“ des aus Rumänien stammenden Komponisten Sabin Pautza, den die Herkunft mit dem gebürtigen Banater Siegfried Jung verbindet.
My Bonny Lad von John Frith, basierend auf schottisch-englischer Folklore, hat vielleicht manchmal seine Längen. Dafür kommt hier ein Tuba-Dämpfer zum Einsatz. Eine Fantasie von Michael Schneider, butterweich und mit Dixie-Elementen versehen, verbindet amerikanische Elemente (I come from Alabama) mit eleganter Salonromantik.
Das Zusammenspiel mit der Pianistin Yasuko Kagen gelingt perfekt, das Zusammenwirken des Ehepaars Jung sowieso. In hohem Maß beeindruckend ist das Spiel von Siegfried Jung, der virtuos zwischen allen Lagen hin und her springt, ohne je in die Schwerfälligkeit zu verfallen, die man der Tuba manchmal zuschreibt. Gerade in der Höhe ist der Klang voll und voluminös wie bei einem Waldhorn. Musikalisch und klug macht Jung sich den Charakter aller Werke zu eigen. Eine echte Werbung für die Tuba.
Johannes Killyen