Max Reger
Eine romantische Suite/Variationen und Fuge über ein Thema von Mozart
Georg Fritzsch (Ltg.), Badische Staatskapelle
Auch im Max-Reger-Jahr, der Komponist wurde vor 150 Jahren geboren und starb schon früh 1916 mit 43 Jahren, sind neue Einspielungen seines sinfonischen Schaffens eher dünn gesät. Schon deshalb ist die Neueinspielung von Regers Romantischer Suite und den Variationen und Fuge über ein Thema von Mozart durch die Badische Staatskapelle unter Leitung ihres Chefdirigenten Georg Fritzsch zu begrüßen. Aber die im Großen Haus des Badischen Staatstheaters als zweite Folge der Edition Badische Staatskapelle mitgeschnitten Interpretationen der Werke Regers sind nicht nur aufgrund der diskografischen Situation beachtenswert, Fritzsch und sein Orchester legen ein überzeugendes Plädoyer für Reger ab, das auch namhafte Konkurrenz nicht zu scheuen braucht.
Sowohl die Romantische Suite nach Gedichten Eichendorffs von 1912 als auch die Mozart-Variationen, die 1915 uraufgeführt wurden, profitieren von der Erfahrung des Komponisten als Leiter der berühmten Meininger Hofkapelle von 1911 bis 1914. Die Instrumentation der beiden Kompositionen, besonders der für eine kleinere Besetzung geschriebenen Mozart-Variationen, wirkt leichter, durchsichtiger als man dies von Reger sonst oft gewohnt ist. Ungewohnt ist zudem, dass Reger mit der Romantischen Suite nach drei Gedichten von Joseph von Eichendorff einen „Ausflug in das Gebiet der Programmmusik“ unternahm, wie er es selbst formulierte, wobei es ihm nicht um die Nachzeichnung von Natur-Bildern ging, sondern um die von ihnen hervorgerufenen Stimmungen. Zugleich ist bei der „Suite“ der Einfluss des französischen Impressionismus evident. Dies lässt sich schon mit dem einleitenden Notturno in der flirrenden Leichtigkeit des Spiels der Badischen Staatskapelle festmachen, deren beachtenswertes solistisches Potential besonders der ersten Bläserpulte von Georg Fritzsch zu einer ebenso stimmungsvollen wie detailreichen Interpretation genutzt wird. Auf diesem transparent aufgezeichneten Mitschnitt lassen aber auch die Streicher keine Schwächen erkennen.
Seinen Mozart-Variationen legt Reger das Thema des ersten Satzes der A-Dur-Klaviersonate KV 331 zugrunde. Bei seinen Variationen nutzt Reger das Thema sehr frei, bewegt sich bis zur 5. Variation immer weiter von ihm weg, um danach sich ihm bis zum Fugen-Finale wieder stärker anzunähern. Die Badische Staatskapelle beleuchtet diese Wandlung ebenso delikat und mit vielen fein ausgeleuchteten Details, aber auch wo angebracht, mit beherztem Zugriff. Problematisch bleibt indes auch in Georg Fritzschs ansonsten sehr überzeugender Sicht die abschließende Doppelfuge mit dem Mozartthema im originalen A-Dur. Von der von Reger postulierten Leichtigkeit „voller Grazie, ohne Erdenschwere“ ist hier kaum noch etwas zu hören, was nicht an der engagierten Staatskapelle und ihrem Chefdirigenten, sondern an der Komposition selbst liegt.
Thomas Weiss