Werke von Richard Strauss, Johann Strauss Sohn, Josef Schantl, Carl Maria von Weber u. a.

Eine Alpensinfonie op. 64/Aus den Bergen op.292/Der Freischütz u. a

Salzburg Wind Philharmonic, Ltg. Hansjörg Angerer

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: BPS Records
erschienen in: das Orchester 6/2025 , Seite 74

Mit der Live-CD des Dreikönigskonzerts 2024 aus dem Großen Festspielhaus Salzburg präsentiert das Salzburg Wind Philharmonic unter der Leitung von Hansjörg Angerer ein eindrucksvolles, naturverbundenes Programm. Der Konzerttitel Aus den Bergen spiegelt treffend die Werkauswahl wider, die von alpenländischer Sehnsucht, Jagdmotiven und Naturklängen durchzogen ist.
Der Auftakt gelingt mit Schwung: Johann Strauss’ (Sohn) Marsch Auf’s Korn!, 1898 für das Fest der Bundesschützen komponiert, erklingt mit kraftvoller Präzision. Es folgen Josef Schantls Jagd anblasen und das Halali eines anonymen Komponisten, meisterhaft dargeboten auf historischen Parforcehörnern. Diese authentischen Klänge bereiten den Boden für die Ouvertüre zu Der Freischütz von Carl Maria von Weber. Hier brillieren die Holzbläser in den filigranen Streicherpassagen, während die Hörner mit jagdtypischen Fanfaren die dramatische Spannung verdichten.
Ein besonderes Glanzstück des ersten Teils ist Johann Strauss’ (Sohn) Walzer Aus den Bergen op. 292, eine klangvolle Hommage an die alpine Landschaft, welche die Sehnsucht des Komponisten eindrucksvoll einfängt. Den Abschluss des ersten Teils bildet die Schützen-Quadrille der Strauss-Brüder, die mit ihren charakteristischen Motiven einen festlichen Rahmen setzt.
Die zweite CD der Doppel-CD-Box widmet sich einem Meisterwerk: Eine Alpensinfonie op. 64 von Richard Strauss in einer Bearbeitung für sinfonisches Blasorchester. Schon die einleitenden, perfekt ausbalancierten Tiefblechakkorde erzeugen eine dichte Atmosphäre. Hansjörg Angerer gelingt es, einen Klangapparat zu formen, der das Fehlen der Streicher nahezu vergessen lässt. Die oft geäußerte Befürchtung, die Alpensinfonie könne in dieser Besetzung zu wuchtig oder undifferenziert klingen, widerlegt Angerer mit einer außergewöhnlich transparenten Interpretation.
Das gesamte Orchester überzeugt durch Präzision und exzellente Intonation. Nur an wenigen Stellen ist das Fehlen der Streicher hörbar – und selbst das wohl nur für Kenner der Originalversion. Das Gewitter nimmt Angerer in gemäßigtem Tempo, was den Bläsern ein äußerst exaktes Spiel der transkribierten Stimmen ermöglicht. Im finalen Ausklang, wenn das Solohorn, begleitet von der Orgel, an den Solotrompeter übergibt, scheint die Holzbläsersektion kurzzeitig an Kraft zu verlieren – eine winzige Unschärfe, die in einer Live-Aufnahme kaum ins Gewicht fällt.
Insgesamt besticht diese Einspielung durch ihre klangliche Raffinesse und mitreißende Lebendigkeit. Hansjörg Angerer und das Salzburg Wind Philharmonic liefern eine ebenso feinfühlige wie ausdrucksstarke Interpretation, die eindrucksvoll zeigt, wie facettenreich und farbenprächtig ein Blasorchester klingen kann.
Tobias Krieger

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