Werke von Richard Wagner im Original sowie Arramgements von Engelbert Humperdinck

Ein Wagner-Abend in Graupa

Jacob Meining (Violine), Mirella Petrova/Oksana Weingardt-Schön (Klavier), Elbland Philharmonie Sachsen, Ltg. Christian Voß

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Elbland Philharmonie Sachsen
erschienen in: das Orchester 05/2015 , Seite 80

Die Spuren Richard Wagners in Sachsen sind vielfältig – in musikalischer und biografischer Hinsicht: in Leipzig geboren, in Dresden aufgewachsen. In Sachsen erfuhr er seine musikalische Prägung. Und so manches nicht ganz so späte Werk würde vielleicht anders klingen, wenn das Leben dem angehenden Meister hier nicht so turbulent begegnet wäre. Vieles weiß man über das ambivalente Verhältnis vor allem des jungen Richard zu seiner sächsischen Heimat. Der Revolutionär – im konkreten wie übertragenen Sinne – ist der sächsische Wagner im Bewusstsein seiner Biografen. Einen besonders attraktiven Bogenschlag zwischen der sächsischen Heimat und dem eher anders zu verortenden späteren Werk, für
das man den Komponisten gemeinhin besonders schätzt, wagt die Elbland Philharmonie Sachsen mit einer ungewöhnlichen Einspielung.
Nicht ganz so offensichtlich und dennoch wunderbar sind die Spuren, denen die Produktion nachspürt. Ein Wagner-Abend in Graupa heißt die Einspielung, die an einen Ort führt, an dem der Komponist recht glücklich gewesen sein soll. Lohengrin wurde hier in der Sächsischen Schweiz weitgehend entworfen. Klare und verschlungene Pfade werden beschritten, eindrucksvolle Hinterlassenschaften unter die Lupe genommen. Der Klangkörper setzt unter seinem Chefdirigenten GMD Christian Voß an historischer Wagner-Stätte Maßstäbe. In klanglicher Hinsicht, aber auch, was pfiffige Programmgestaltung angeht. Vor allem aber auch unter dem Aspekt der Etablierung auf dem Mitteldeutschen Musikmarkt.
Und all das nicht allein, weil vier der sechs Tracks Weltersteinspielungen sind: In Bearbeitungen Engelbert Humperdincks sind das Vorspiel zum ersten Akt des Musikdramas Tristan und Isolde und entscheidende orchestrale Teile des Parsifal zu erleben – für kleine Orchesterbesetzung und zwei Klaviere. Mirella Petrova und Oksana Weingardt-Schön knuspern sich durch die virtuosen Klavierstimmen. Das ist durchaus bemerkenswert.
Jacob Meining ist der Solist in der aus Wagners eigener Feder stammenden äußerst dankbaren Fassung des Wesendonck-Liedes Träume für Violine und Orchester. Und die Möglichkeiten dieser Partitur kostet der Solist reiflich aus. Daneben stellt die geschickte Dramaturgie das Siegfried-Idyll.
Mit klarer Struktur und sattem Sound punktet das sächsische Orchester – ein Muss ist das nicht nur für die Plattensammlung echter Wagnerianer, sondern für alle, die es mit gediegenen Raritäten haben. So klar und schlank klingt Wagner in der Vorstellung weniger. Aber schön ist das allemal. Erhältlich ist die CD gegen eine Schutzgebühr von 5 Euro bei der Elbland Philharmonie Sachsen (www.elbland-philharmonie-sachsen.de, Tel. 03525/72260).
Tatjana Böhme-Mehner