Werke von Vivaldi, Hasse, Platti und Gajarek
Echoes of the Grand Canal. Music from Tiepolo’s Venice
Diana Haller (Mezzosopran), Philippe Grisvard (Cembalo), Ensemble Diderot, Johannes Pramsohler (Violine und Ltg.)
Bis Anfang Februar zeigte die Staatsgalerie in Stuttgart ihre große Ausstellung zu dem italienischen Barockmaler Giovanni Battista Tiepolo. Dessen größtes Werk ist ja bekanntermaßen nicht in Italien, sondern nördlich der Alpen zu finden mit dem wahrlich einzigartigen Deckengemälde im Treppenhaus der Würzburger Residenz, die längst zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Quasi im Begleitprogramm zu der Ausstellung ist das Programm zu dieser CD entstanden, das im Audioguide zur Ausstellung eingesetzt und natürlich auch live in der Staatsgalerie musiziert wurde.
Das in Paris beheimatete Ensemble Diderot unter Leitung des österreichischen Geigers Johannes Pramsohler ist schon vielfach mit Ausgrabungen oder Wiederentdeckungen barocker Musik hervorgetreten. Auch hier gibt es eine ganze Reihe von Erstaufnahmen wie beispielsweise ein Cembalokonzert von Giovanni Benedetto Platti, von dem auch eine Sonate für Violine, Cello und Generalbass aufgenommen wurde. Platti wuchs in Venedig auf und wirkte ab 1722 in Würzburg, wo er gewiss auch Tiepolo getroffen hat. Philippe Grisvard ist der exzellente und virtuose Solist in dem F‑Dur-Konzert.
Der Komponist Sigismund Martin Gajarek war am Hof von Bayreuth tätig, reiste aber auch nach Venedig, wo seine expressive Kantate Armida disperata entstand. Diese ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Beschäftigung mit dem Stoff aus Tassos Befreitem Jerusalem, das im Barock sehr beliebt war und zu dem unter anderem Lully, Gluck und Händel gewichtige Beiträge geliefert haben. Tiepolo hat Bilder dazu gemalt. Zudem war er mit der Lebenswelt der Ospedali verbunden, der Waisenhäuser für Mädchen. Dort lernte er nicht zuletzt seine spätere Frau kennen. Für das Haus, an dem Vivaldi wirkte, malte er eine Aufnahme Mariens in den Himmel.
Klar, dass erst recht in diesem Tiepolo-Venedig-Programm Antonio Vivaldi auf gar keinen Fall fehlen darf. Er ist mit einer Triosonate und der bekannten Motette In furore iustissimae irae vertreten. Schließlich gehört die großartige Motette Alta nubes illustrata des Bergedorfers und Wahl-Venezianers Johann Adolph Hasse zum Programm dieser vom Ensemble Diderot und Johannes Pramsohler mitreißend musizierten CD.
Nicht zuletzt geht eine große Wirkung bei dieser Barockaufnahme von der Gesangssolistin aus, der kroatischen Mezzosopranistin Diana Haller, schon seit einigen Jahren ein Star im Ensemble der Stuttgarter Staatsoper. Dort begeisterte sie unter anderem in Händels Alcina und Ariodante. Sie hat also die
gebotene Barockkompetenz und stimmliche Beweglichkeit, die sie in der vorliegenden Aufnahme bei Kantaten und Motetten erfolgreich einsetzt. Ihre Stimme hat Fülle und Intensität und das gibt ihrem Vortrag eine packende Intensität.
Karl Georg Berg