Werke von Rossini, Lauber, Bach und anderen
Duo d’Or
Catarina Laske-Trier (Flöte), Manuela Randlinger-Bilz (Harfe)
Die Möglichkeiten der Aufnahmetechnik sind faszinierend; kann man doch heutzutage mit vergleichbar wenig technischem Aufwand gute Musikmitschnitte herstellen, die auch dem kritischen Hörer gefallen. Dass dabei dennoch bisweilen Dinge nicht optimal laufen können, Zeit, Nerven und Geduld der Interpretinnen und der sie begleitenden Tonmeister strapazieren, liegt in der Natur der Sache: Stellen doch nicht nur das diffizile Zusammenspiel der Musiker im Hinblick auf musikimmanente Prozesse, sondern auch der reizvoll-heikle Dialog mit der Raumakustik, das endgültige Abmischen gewisse Hürden, die es spannungs- und inspirationsvoll zu meistern gilt.
Wie gemacht für feinste Klangfarbenspiele scheint hier die Kombination Querflöte-Harfe: Sie können im gleichermaßen ätherischen wie auch kraftvollen Spiel der Kräfte zu einer faszinierenden Symbiose verschmelzen. Diesem Spiel widmen sich Catarina Laske-Trier (Flöte) und Manuela Randlinger-Bilz (Harfe) in einem breit gefächerten kompositorischen Rahmen, changierend zwischen Originalkompositionen und geschickten Bearbeitungen. So hören wir auf dieser CD etwa Kompositionen von Rossini, Lauber, Bach ebenso wie von Piazzolla, Ravel oder Ibert und anderen.
Der Grundgestus in der überwiegend melodisch gedachten Zugangsweise des Duos ist nahezu unabhängig von der jeweiligen Komposition äußerst entspannt; innere Bewegungen, kompositorische Spannungszustände und ihre Entspannung darzustellen, wird weitgehend vermieden zugunsten eines sehr ausgeglichenen Klangs, in dem bei beiden Instrumenten der technische Aspekt im leicht-spielerischen Sinn im Vordergrund steht. In der günstigen Akustik des Aufnahmeorts (Immanuelskirche, Wuppertal-Barmen) lässt sich die Einspielung transparent durchhören. Auch virtuose Passagen verschwimmen nicht, ein sehr feiner Hall trägt den Ton, ohne ihn zu bedrücken.
Soweit also alles schön? Ja. Und das ist auch ein wenig die Achillesferse der vorliegenden CD. Fast unabhängig vom gewählten Stil – nach welchen Gesichtspunkten eigentlich? Ein kleiner Text im Booklet wäre interessant gewesen –, der Art der Bearbeitung, dem kompositorischen Kontext, zeichnen Laske-Trier und Randlinger-Bilz zwar immer wieder technisch einwandfreie Momentaufnahmen, fesseln aber nicht mit einem klaren Bekenntnis zu den Eigentümlichkeiten der von ihnen selbst ausgewählten, höchst unterschiedlichen Stilistiken.
So kommt Bachs g-Moll-Sonate BWV 1020 klanglich fast gleich gewandet daher wie Rossinis Andante con Variazioni, ist Piazzollas Café 1930 sehr korrekt und damit wenig inspiriert gespielt, vermisst man nicht nur hier die deutlichen Akzente, die Agogik im feinsten Detail, das mutvolle Abphrasieren, die dynamisch-stärker kontrastierende Bandbreite, den echten Dialog – oft nur Nuancen, die der Musik ihre faszinierend-schillernde Spannung geben. So, wie ein Gesicht eigentlich erst dann wirklich anziehend und faszinierend wirkt, wenn es nicht nur ebenmäßig-schön ist.
Christina Humenberger