Werke von Dvořák, Janáček, Martinů und Suk

Duo animé

Lenka Matějáková (Violine), Dariya Hrynkiv (Klavier)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin
erschienen in: das Orchester 02/2020 , Seite 71

Das Programm dieses Albums ist ebenso stimmig wie überzeugend, es versammelt Werke für Violine und Klavier tschechischer Komponisten des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Der Entstehungszeitraum der Stücke umfasst fünfzig Jahre. Dabei werden verschiedene Stilepochen abgedeckt (von Spätromantik bis Expressionismus), und ebenso unterschiedliche Stilhöhen: von Unterhaltung bis Avanciertheit. Diese Werke sind der in Dresden lebenden tschechischen Violinistin Lenka Matějáková ein wichtiges Anliegen, sie interpretiert sie zusammen mit ihrer ukrainischen Klavierpartnerin Dariya Hrynkiv mit klarem, schönem Ton, dabei nuanciert in Farbgebung und Phrasierung.
Dvořáks Romantische Stücke op. 75, ursprünglich für Streichtrio geschrieben, sind erfüllt von böhmischer Volksmusik, angereichert durch die individuell-typische Harmonik des Komponisten. Obwohl sie von Dvořák eher als Kleinigkeit angesehen wurden, bieten sie bestes Material für Schüler und Studenten und bilden hier einen treffenden Auftakt. Sein Mazurek (Mazurka) op. 49 ist eine effektvolle Salonpièce. Matějáková entgeht hier der Versuchung, den Ton zu stark zu drücken oder zu breit zu nehmen, ihr Spiel ist geschmackvoll, kontrolliert und dennoch leidenschaftlich.
Josef Suks vier Stücke entstanden im Jahr 1900. In ihnen vereinen sich traditionelle Formgebung mit früh-impressionistischer Harmonik und folkloristischer Verve. Wirken die langsamen Sätze partiell fast zerbrechlich, so erfordern die schnellen einen virtuosen Zugriff. Die abschließende Burleska im Spiccato ist ein echter „Rausschmeißer“. Es ist schade, dass diese sehr dankbaren Stücke kaum gespielt werden.
Bohuslav Martinů betitelte seine vier kürzeren Stücke aus dem Jahr 1937 mit Intermezzo. Sie sind der Neoklassik zuzuordnen, überwiegend diatonisch gehalten, rhythmisch klar konturiert und verspielt.
Die gewichtige Sonate von Leoš Janáček von 1914 zeigt seinen Individualstil in höchster Ausprägung, emotionale Verdichtung, heftige Brüche in raschen Wechseln, Sprachduktus der Phrasen. Im langsamen Abschluss-Adagio zerstört die Violine die choralhafte Melodik des Klaviers durch harte, hastige Floskeln, hier ist die Musik zwei Aggregatzustände zerlegt. Dies auszudrücken, fehlt es der Geigerin an Härte. Kurz aufscheinende Melodien könnten als Erinnerung an andere Zeiten gespielt werden in einer Welt des heraufdämmernden Weltkriegs. Auch wenn solche Aspekte kaum zum Tragen kommen, ist die Interpretation dieser Sonate insbesondere atmosphärisch gelungen.
Dariya Hrynkiv ist eine in jeder Hinsicht ebenbürtige Partnerin, gerade in ihrem sehr differenzierten Anschlag. Diese CD ist sehr empfehlenswert, sie ist eine Bereicherung für das Repertoire. Mögen die beiden Künstlerinnen als Duo einen guten Weg vor sich haben.
Christian Kuntze-Krakau