Dvorák, Antonín

Dumky

Trio op. 90, hg. von Christoph Flamm, Urtext, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bärenreiter, Kassel 2016
erschienen in: das Orchester 09/2016 , Seite 61

1890 schrieb Antonín Dvorák an seinen Freund Alois Göbl: „Ich arbeite jetzt an etwas Kleinem, ja sehr Kleinem, und hoffe doch, dass Sie daran Freude haben werden. Es sind kleine Stücke für Violine, Cello und Klavier. Sie werden fröhlich und traurig. Hier wie ein schwermütiges Lied, dort wieder wie ein fröhlicher Tanz, aber in einem leichten, ich möchte fast sagen populären Stil, kurz, es soll etwas für Höhere und Niedrigere sein.“ Die Uraufführung fand ein Jahr später in Prag zu Ehren von Dvoráks Ehrendoktorat statt, mit dem Komponisten am Klavier. Zur weiteren Verbreitung der Dumky trug eine Tournee durch Böhmen und Mähren bei, deren Konzerte grundsätzlich mit den Dumky endeten. Seit dieser Tournee gehören diese zu den populärsten Werken des Komponisten. Bevor das Werk 1894 endgültig in den Druck ging, beteiligte sich sogar Johannes Brahms an den vorausgehenden Korrekturvorgängen.
Um den Aufführenden eine Einstiegshilfe zu geben, notierte Dvorák als einleitende Erklärung zu Beginn des Notentextes: „Dumky ist ein kleinrussisches Wort und kann nicht übersetzt werden. Es ist eine Art Volksdichtung, in russischer Literatur häufig vorkommend, meist schwermüthigen Characters.“
Da die sechs Sätze tonartlich verschieden sind und auch kein Sonatenschema aufweisen, könnte man auf den ersten Blick annehmen, es handle sich bei diesem Werk gar nicht um ein Klaviertrio. Auch das auffällig reduzierte Satzbild ist für die Gattung sehr untypisch, ebenso die Vorgehensweise, formelle Abschnitte nur unvollständig oder solistisch zu besetzen und die Stimmen eher zu trennen als zu einem kammermusikalischen Miteinander zu vereinigen. Vielleicht hat aber gerade die Vielzahl der rezitativischen Phrasen, Zwiegespräche und Stimmungsumschwünge dieses Werk so beliebt gemacht, dessen Sätze gleichsam poetische Stimmungsbilder sind und somit an Dvoráks op. 85 anknüpfen.
Die Grundlage der Neuausgabe ist der Erstdruck des Simrock-Verlags in seiner um Metronomangaben ergänzten Form von 1897 samt den zugehörigen Stimmen. Da das erhaltene Autograf, trotz seiner Überarbeitungsspuren, an vielen Stellen einen präziseren Text aufweist, besonders was die Platzierung von dynamischen Angaben betrifft, wurde vom Herausgeber in begründeten Fällen dem Notentext des Autografs der Vorzug gegeben. Im Anhang findet man zudem eine Frühfassung der dritten Dumka, die erstmals veröffentlicht wird.
Bei der Erstellung des Stimmenmaterials wurde sehr viel Wert auf die Verwendung in der Praxis gelegt. So überzeugen die einzelnen Stimmen durch klare Lesbarkeit und übersichtliche, spielgerechte Anordnung des Notentextes. Das Vorwort der Neuausgabe bietet ausführliche Informationen zur Entstehung der Dumky sowie zur Aufführungs- und Publikationsgeschichte. Eine Neuausgabe also, die dem interessierten Kammermusikensemble auch in dieser Hinsicht den gedanklichen Einstieg zu diesem Werk erleichtert.
Mano Eßwein

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