Wolfgang Amadeus Mozart
Drei Sätze für Klaviertrio, Fragmente KV 442
Ergänzungen von Maximilian Stadler und Robert D. Levin, hg. von Wolf-Dieter Seiffert, Stimmen
Zum Zeitpunkt seines frühen Todes im Alter von 35 Jahren hat Wolfgang Amadeus Mozart eine Reihe an unvollendeten Werken hinterlassen. Das wohl prominenteste Beispiel bildet hierbei mit Sicherheit das Requiem KV 626, um das sich nicht nur zahlreiche Legenden ranken, sondern das auch von mehreren Weggefährten Mozarts ergänzt bzw. vollendet wurde. Neben Mozarts Schüler Franz Xaver Süßmayr – von ihm stammt die heute bekannte Vervollständigung – hat sich auch Maximilian Stadler mit dem Requiem beschäftigt.
Eine wichtige Rolle bei der Vervollständigung dieser Fragmente spielte Mozarts Ehefrau Constanze, welche mit konkreten Aufträgen an Weggefährten Mozarts herangetreten ist. Auch die vorliegende Ergänzung der vom Komponisten als Fragmente hinterlassenen Sätze für Klaviertrio KV 442 gehen auf Constanze Mozarts Engagement zurück, die Maximilian Stadler gebeten hat, aus Mozarts Nachlass geeignete Fragmente auszuwählen und zu ergänzen. Von den hinterlassenen Klaviertrio-Sätzen wählte Stadler für seine Vervollständigung jene Fragmente aus, die bereits bis zu einem fortgeschrittenen Kompositionsstadium gediehen waren. Die Vervollständigungen Stadlers sind als erster Teil in der vorliegenden, von Wolf-Dieter Seiffert herausgegebenen Notenausgabe enthalten.
Um Mozarts Kompositionsstil noch näher zu kommen, wurde der US-amerikanische Pianist Robert D. Levin mit der Komposition von Aufführungsalternativen beauftragt, wie der Herausgeber in seinem Vorwort ausführt. Hinter den Stadler-Fassungen finden sich somit im vorliegenden Notenband die Klaviertrio-Sätze in der neuen Fassung Levins. Wie aus dem Notentext hervorgeht, bezieht Levin für seine Ergänzungen sowohl Mozarts Fragmente als auch Stadlers Ergänzungen mit ein.
In den Bemerkungen werden sowohl die Quellenlage als auch editorische Details offengelegt. Insbesondere liegt der Fokus hierbei auf Stadlers handschriftlichen Eintragungen in die autografen Quellen Mozarts, welche ebenso angeführt werden wie die Eintragungen von weiteren Zeitgenossen. Ferner wurden als Quellen auch Abschriften herangezogen und bewertet. Die Ausgabe hält damit hohen wissenschaftlich-kritischen Ansprüchen stand.
In gleichem Zug wendet sich der vorliegende Notenband aber auch an die Musizierpraxis: Neben der von Jacob Leuschner mit Fingersätzen versehenen Klavierstimme enthält der Band auch den Part für die Violine und das Violoncello jeweils als separate Stimmausgaben – allerdings finden sich hier keine Strichbezeichnungen oder Fingersätze. Der angenehm proportionierte und sehr übersichtlich gestaltete Notensatz garantiert zudem ein komfortables Musizieren. Nicht zuletzt aber bezeugt das aus der vorliegenden Ausgabe sprechende Bemühen um eine dem Komponisten möglichst nahekommende und damit authentische Stilistik die Faszination, welche Mozart auch noch in der Gegenwart des 21. Jahrhunderts – und damit bald 230 Jahre nach seinem Tod – auf Musikliebende ausstrahlt.
Bernd Wladika