Werke von Giuseppe Verdi, Franz Danzi, Luciano Berio und anderen

Drama

Acelga Quintett

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Genuin
erschienen in: das Orchester 03/2022 , Seite 76

Der Tango Jalousie von Jacob Gade kommt als unterhaltsames Schmankerl am Ende einer virtuosen Stunde voller Musik für das Holzbläserquintett daher. Einst für den Film geschrieben, gehört er zu den erfolgreichsten Kompositionen aus dänischer Feder überhaupt. Das vorliegende Arrangement für Bläserquintett lässt die Farben der fünf Blasinstrumente lebhaft leuchten – allerdings wirkt dieser Tango nur bedingt dramatisch. Dabei ist Drama das Motto dieser musikalisch sehr gelungenen CD.
Da kommt Verdis Ouvertüre zu La forza del destino (in Bearbeitung für Bläserquintett von Joachim Linckelmann) weitaus dräuender daher und eröffnet, technisch brillant, diese CD. Spannungsverläufe werden gut ausgekostet, die Dynamik exakt ausgelotet und verhalten ausklingende Phrasenenden sorgen für zusätzliche Spannung.
Das Acelga Quintett gehört zu den besten jungen Ensembles des Genres (die Mitglieder haben längst exponierte Positionen in Orchestern oder an Universitäten inne) und legt hier mit seiner zweiten CD Drama eine blitzblanke Visitenkarte vor. Viele Wettbewerbe und Auszeichnungen haben die fünf Musiker bereits gewonnen. Die Auswahl der Werke ist ansprechend und unterhaltsam, aber nur bedingt dramatisch. Die Wahl des Titels lässt deshalb ein wenig schmunzeln, mindert aber in keiner Weise die Qualität dieser Einspielung.
Franz Danzis Bläserquintett F-Dur op. 68, Nr. 2 besticht sofort durch die fantastisch artikulierende Oboe Sebastian Poyaults (stellvertretender Solooboist im Gürzenich Orchester), doch auch die anderen Bläser brillieren ungemein. Da diese fünf jungen Musiker ihre Instrumente so gut beherrschen – sie sich anscheinend weder um Technik noch Zusammenspiel Gedanken machen müssen –, bleibt viel Raum für Musikalität. Ohne Effekthascherei machen sie das bekannte Stück zu einem frisch wirkenden Genuss. Das recht verspielt wirkende Minuetto allegretto beispielsweise wirkt wie ein Frühlingsstürmchen, das abschließende Allegretto saust sauber und spielfreudig daher.
Es folgt Luciano Berios Opus Number Zoo. Schön gespielt, klar gesprochen, ein hintersinniger Spaß! Jedoch mag man sich von den individuellen Schicksalen der Tiere, die sehr menschlich daherkommen, eher berühren oder amüsieren lassen, das große Drama ist in Berios Quintett nicht zuhause.
Umfangreich ist Paul Taffanels Bläserquintett in g-Moll. Jedes Instrument hat Gelegenheit, seine Klangschönheit und technische Brillanz zu Gehör zu bringen. Das bekannte Hornsolo im zweiten Satz fließt hier leicht und voll aus dem glänzenden Rund, das Holz begleitet es subtil. Eine strahlende Flöte, die volltönende Oboe, die flinke Klarinette und das schön singende Fagott nutzen ein paar Takte später jede Möglichkeit, um sich von der allerbesten Seite zu zeigen. Flott geht es in das abschließende Vivace: Tänzerisch leicht tummeln sich die sauber artikulierenden Bläser im Ge-wühl der Sechzehntel, verlieren sich aber nie in Technik, sondern lassen der Musik und den Spannungsverläufen immer den Vortritt.
Heike Eickhoff