Stamitz, Carl Philipp / Franz Anton Hoffmeister/ Franz Krommer

Double Clarinet Concertos

Andrzej Godek/Barbara Borowicz (Klarinette), Kalisz Philharmonic, Huberman Philharmonic

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Dux Recordings DUX 1303
erschienen in: das Orchester 10/2017 , Seite 69

In der ersten Blütezeit der Klarinette als Soloinstrument am Ende des 18. Jahrhunderts und zu Beginn des 19. Jahrhunderts sind neben zahlreichen Solokonzerten auch einige Doppelkonzerte entstanden, von denen die hier eingespielten Werke Etappen der Entwicklung des Instruments in der Entfaltung seiner klanglichen Vielfalt und technischen Möglichkeiten dokumentieren.
Carl Stamitz (1745-1801), führender Kopf der Mannheimer Schule, lässt in seinem Doppelkonzert B-Dur, das vermutlich 1780 erstmals aufgeführt wurde, die Solisten mit kantabler Melodik und vornehmlich mit wohlklingenden Terz- und Sextparallelen agieren, unter weitestgehender Aussparung des tiefen Registers. Der in Wien beheimatete Komponist und Verleger Franz Anton Hoffmeister (1754-1812) ist schon einen Schritt weiter, wenn er in seinem Konzert Es-Dur, dessen originale Bezeichnung Sinfonie concertante lautete, beim Soloeinsatz im ersten Satz und beim Rondothema des Schlusssatzes die verschiedenen Register einander gegenüber stellt.
Der Tscheche Franz Krommer (1759-1831) steigert in seinem Konzert Es-Dur op. 35 die virtuosen Ansprüche und nutzt das gesamte Klangspektrum zu einem auch kompositorisch anspruchsvollen Doppelkonzert, das durch die sinfonische Orchesterbesetzung dem Werk ein größeres Gewicht verleiht.
Alle drei Doppelkonzerte stehen in Dur-Tonarten und sind dreisätzig. Sie folgen dem für diese Zeit typischen formalen Muster mit einem lebhaften Kopfsatz, einem langsamen, oft ariosen Mittelsatz, der bei Krommer die Molltonart ins Spiel bringt, und einem heiteren Schlussrondo. Der Ausdruck ist unbeschwert und zielt mehr auf das harmonische Miteinander als auf dramatische Wirkungen durch einen konkurrierenden Wettstreit der Solisten. Dies wird in idealer Weise von den beiden Interpreten der CD verwirklicht.
Es sind dies der in Krakau lehrende arrivierte polnische Klarinettist Andrzej Godek und seine vormalige Schülerin Barbara Borowicz, die mit hell strahlendem Ton, selbstverständlicher, makelloser Technik und gestalterischer Intensität die nicht zum Standardrepertoire gehörenden Werke so mit musikalischem Leben füllen, dass keine Langeweile aufkommt, und somit den „Kleinmeistern“ zur besseren Reputation verholfen wird. Sie werden dabei von den bis ins Detail mit ihnen übereinstimmenden und jeder Ausdrucksnuance folgenden Orchestern – bei Stamitz und Hoffmeister die kammermusikalische Philharmonie aus dem großpolnischen Kalisch, bei Krommer die Filarmonia Czestochowska im. Bronislawa Hubermana aus dem schlesischen Tschenstochau – unter der sehr engagierten Leitung von Adam Klocek vortrefflich unterstützt.
Heribert Haase