Richard Strauss
Don Quixote & Cello Works
Ophélie Gaillard (Violoncello), Alexandra Conunova (Violine), Dov Scheindlin (Viola), Vassilis Varvaresos (Klavier), Beatrice Uria-Monzón (Mezzosopran), Czech National Symphony Orchestra, Ltg. Julien Masmondet
Die französische Cellistin Ophélie Gaillard widmet ihre CD Werken von Richard Strauss, in denen ihr Instrument eine solistische Rolle spielt: der F-Dur-Sonate des 17-jährigen Komponisten, der zwei Jahre später entstandenen Romanze für Violoncello und Orchester, der Tondichtung Don Quixote und dem Lied Morgen.
So interessant und ansprechend die Programmzusammenstellung ist, musikalisch kann diese Einspielung nicht voll überzeugen. Zwischen Strauss und Frankreich gibt es viele Berührungspunkte: z. B. bewunderte Strauss den Klangfarbenreichtum und die Klangmalerei in der Musik von Berlioz. Doch Gaillard kümmert sich allzu wenig um Schattierungsreichtum, unterschiedliches Timbre und eine facettenreiche Dynamik. Die frühe Violoncello-Sonate beginnt sie mit einem so starken Akzent, dass ein unschönes Geräusch entsteht. Insgesamt klingt diese Sonate für den Hörer merkwürdig indifferent. Die Interpreten scheinen nicht von dieser Musik erfüllt zu sein und sie verstanden zu haben.
Die Romanze spielt Gaillard als romantisches Lied ohne Worte. Doch im dramatischen Mittelteil wird ihr Fortespiel allzu hart. Sie scheint ihr Instrument (und unsere Ohren) vergewaltigen zu wollen. Dieses Fortespiel ist dann vor allem in Don Quixote problematisch: Offenbar hat Gaillard nicht erkannt, dass für die Musik von Richard Strauss der Schwung, also Aufschwünge und Abschwünge, zentral ist. Bei ihr dagegen scheint immer, wenn es laut und dramatisch wird, der Bogen an der Saite zu kleben. Sie spielt Läufe mit allzu schwerem Bogendruck und zu wenig Schwung als Einzeltöne ohne Artikulation und auch oft, ohne die Angaben in der Partitur zu Lautstärke und Dynamik zu beachten. Dabei hätte sie sich hier vom besser artikulierten Spiel der anderen beiden Solisten, Alexandra Conunova (Violine) und Dov Scheindlin (Viola), inspirieren lassen können.
Der Dirigent Julien Masmondet verwirklicht mit dem Czech National Symphony Orchestra nur einen ziemlich grob geschnitzten Don Quixote. Da fehlen die Nuancen, die Details und Klangfarben. Auch er musiziert zu wenig in größeren Spannungsbögen. Hier ist wenig vom Aufbruch des Jugendstils zu hören, und die Kunst von Richard Strauss, mit Klangfarbenreichtum zu faszinieren, scheint vergessen. Gegenüber den vielen Einspielungen dieser Tondichtung hat die von Gaillard deshalb einen schweren Stand.
Ein Lichtblick ist das Lied Morgen, gesungen von der wunderbar deklamierenden und ihre Stimme nuancenreich verwandelnden Beatrice Uria-Monzón. Allerdings entpuppt sich die im Beiheft als „Bearbeitung des Komponisten für Violoncello und Klavier und Sopran“ deklarierte Fassung als Übernahme der Orchesterfassung, aus der die Soloviolinstimme vom Violoncello übernommen wird.
Franzpeter Messmer