Manuel Lipstein
Doch die Erde bebt!/ Guitarresco/ Vier Traumbilder
für Violoncello solo
Der 19-jährige Cellist Manuel Lipstein hat sich bereits mit beachtlichen Erfolgen einen Namen erspielt. 2018 gewann er als jüngster Teilnehmer den 3. Preis beim Tonali-Musikwettbewerb Hamburg und wurde zudem mit ersten Preisen beim Concours Flame in Paris sowie beim Concours Violoncelle Prix Edmond Baert ausgezeichnet. Als Solist trat Manuel Lipstein u.a. mit dem WDR Sinfonieorchester Köln und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen in Erscheinung, kammermusikalisch machte er gemeinsam mit seinem Bruder Rafael (Klavier) auf sich aufmerksam. Seit 2019 studiert Lipstein an der Kronberg Academy bei Frans Helmerson.
Das Cellospiel nimmt nur einen Teil seiner künstlerischen Tätigkeit ein: „Den eigenen musikalischen Gedanken nachhängen, Melodien improvisieren, um sie schließlich in Kompositionen zu verwandeln“ bildet für Manuel Lipstein – laut seiner Website – „die perfekte Ergänzung“. Auch für seine Kompositionen erhielt er bereits mehrere Preise. Die Werke sind durch große Virtuosität gekennzeichnet und greifen verschiedene europäische und ostasiatische Musikstile auf. Einige von ihnen sind bei den Editionen Walhall und Musica Ferrum verlegt worden.
Die vorliegende Publikation vereint drei abwechslungsreiche und energiegeladene Werke für Violoncello solo. Bei der Aufführung erfordern sie vollen technischen und interpretatorischen Einsatz vom Cellisten und schöpfen mit ihren Stimmungswechseln die Gestaltungselemente Dynamik, Tempo, Spieltechnik und Artikulation in großer Bandbreite aus. Kurze Beschreibungen der Werke sowie übersichtliche Legenden zu den jeweiligen Stücken bieten Hilfestellungen zur Interpretation. Zudem lohnt sich ein Besuch auf Manuel Lipsteins YouTube-Kanal: Dort finden sich eindrucksvoll von ihm eingespielte Aufnahmen der Werke.
Doch die Erde bebt! von 2017 pendelt zwischen starren lauten Passagen, leisen Momenten und wild brodelnden eruptiven Ausbrüchen. Diese schnellen Wechsel von unterschiedlichen Spieltechniken und Emotionen vermitteln Rastlosigkeit. Lipstein beschreibt die Leitidee zu diesem Werk folgendermaßen: „Eine kahle Landschaft liegt ruhig, fast schon tot, vor mir – in Wahrheit aber bebt sie innerlich heftig, denn sie steckt voller Leben und Bewegung!“
Mit Guitarresco (2016), einem ohne Bogen gespielten Capriccio, schreibt der Komponist eine Hommage an die Gitarre. Der langsamen und freien Einleitung folgt ein rasanter Part, der höchste Fingerfertigkeit in den Pizzicatotechniken erfordert. Durch die geschickte Gruppierung der Achtel sowie die Verteilung der Akzente ergeben sich rhythmische Strukturen und Schwerpunkte.
Die Vier Traumbilder (2016) gehen attacca ineinander über und fangen kontrastreiche musikalische Ideen und Fantasien ein. Diese reichen von melancholischen, ruhigen Momenten hin zu fieberhaften sowie pompösen Stimmungen und münden in ein lebhaftes furioses Finale.
Wir werden sicher weiter von Manuel Lipstein hören – sei es als Cellist oder als Komponist!
Anna Catharina Nimczik