Händel, Georg Friedrich / Johann Sebastian Bach
Dixit Dominus / Magnificat
Im Label BR Klassik legt der Bayerische Rundfunk eine CD vor, auf der man einen Livemitschnitt zweier großartig besetzter Werke von Händel und Bach hören kann. Zwar gibt es von beiden recht populären Chorwerken etliche, auch Maßstab setzende Einspielungen, der Leiter des Bayerischen Rundfunkchors, Peter Dijkstra, entpuppt sich dennoch als wahrer Glücksfall für diese Musik, und das in vielerlei Hinsicht. Seine Art zu musizieren erinnert an frühe Aufnahmen Gardiners, wobei die Mitglieder des Bayerischen Rundfunkchors wirklich alles mitmachen, was ihr Chef fordert: rasante Tempi, perfekte Übergänge, ein makellos homogener Klang, stupende Intonationssicherheit und eine deutliche Aussprache. Sicher Letztere leidet manches Mal an den arg überzogenen Tempovorstellungen Dijkstras, wenn etwa Endsilben bis zur Unkenntlichkeit abphrasiert werden (in Händels Dixit Dominus) oder die Textverständlichkeit in manch polyfonen Passagen bei Bachs Magnificat verloren geht. Entschädigt wird man dafür jedoch durch das tadellos funktionierende Zusammengehen mit dem atemberaubend sicher agierenden Ensemble Concerto Köln, dem man lediglich etwas weniger dominierende Trompeten und schlankere Pauken gewünscht hätte. Dass dieses Orchester jedoch über eine brillante Spieltechnik verfügt sowie eine Routine ohne jedwede Erstarrung ausstrahlt, war von den Kölnern nicht anders zu erwarten.
Dennoch darf und muss die Frage erlaubt sein, warum es Dijkstra bei einer BR-eigenen Produktion nicht vermocht hat, auf die Mitglieder des Bayerischen Rundfunkorchesters zurückzugreifen. Sicherlich könnte man doch aus dessen exquisitem Mitgliederfundus ein Kammerorchester bilden, das stilistisch hervorragend agiert hätte, um somit die sicher aus Rundfunkgebühren aufgebrachten Mehrkosten für Concerto Köln einzusparen. Wie gesagt, ein kleines Politikum am Rande, denn durch solche sicherlich gut gemeinten Kooperationen erweist man den momentan heiß diskutierten Orchesterschließungen im Bereich des Nachbarsenders SWR leider einen Bärendienst. Denn wer will ausschließen, dass von Rotstiftaktivisten auch in München dermaleinst Grundsatzfragen gestellt werden?
Dies alles schmälert indes weder die Leistungen von Concerto Köln noch die des Solistenensembles und erst recht nicht die Qualität der gesamten Einspielung. In den Altpartien ist der betörend schlank singende Counter Maarten Engeltjes zu hören, die Sopranstimmen teilen sich Christina Landshamer und Diane Haller (sie harmonieren wunderbar im Terzett Suscepit) und als Bassbariton agiert Konstatin Wolff, dem ein warm timbriertes Quia fecit gelingt. Besonders beeindruckt Tenor Maximilian Schmitt, der im Deposuit wahrlich sportlich-sängerische Höchstleistungen zu vollbringen hat und diese souverän meistert.
Thomas Krämer


