Werke von Leonard Bernstein und Robert Schumann

Divertimento for Orchestra / Symphonie Nr. 2 C-Dur op. 61

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Ltg. Leonard Bernstein

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: BR Klassik
erschienen in: das Orchester 5/2025 , Seite 74

2018 wäre Leonard Bernstein 100 Jahre alt geworden. Zahlreiche Veröffentlichungen von CDs und Büchern haben dieses Jubiläum seinerzeit begleitet. Er war zu Lebzeiten eine Legende und ist es seit seinem Tod im Jahre 1990 erst recht. Ungebrochen ist bis heute die Faszination, die dieser Ausnahmemusiker bei seinem weltweiten Publikum hervorzurufen vermochte – für die Ewigkeit festgehalten in Bild-, Film- und Tondokumenten. Auch in der Musikkultur Deutschlands und Österreichs hat Bernstein seine Spuren hinterlassen, etwa beim Schleswig-Holstein Musik Festival, in dessen Gründung er involviert gewesen ist. Regelmäßig zu Gast war Bernstein auch bei den großen Orchestern Europas, so auch in München beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, mit dem er wenige Monate vor seinem Tod Weltgeschichte geschrieben und für Gänsehautmomente gesorgt hat: beim Berliner Mauerfallkonzert unter dem Motto „Ode an die Freiheit“ mit Beethovens 9. Symphonie.
Es scheint fast überflüssig zu erwähnen, welch großartiger Musikgenuss dem Hörer mit dieser CD beschert wird. Die zum Teil schwermütig anmutenden Passagen in Schumanns Symphonie Nr. 2 – etwa in der langsamen Einleitung des Kopfsatzes – kommen unter Bernsteins Dirigat besonders ausdrucksvoll zur Geltung. Auch kraftvolle Tutti-Einsätze haben bei ihm eine mitreißende klangliche Tiefe, wie zu Beginn des Allegro-Teils im Kopfsatz, der sich wie aus dem Nichts und zugleich geschmeidig entfesselt. Im dritten Satz gelingt Bernstein die Umsetzung der Vorgabe Adagio espressivo (= langsam und ausdrucksvoll) besonders authentisch: Die ausgesprochene Wärme des Orchesterklangs lässt diese wunderbare, teils tröstliche, teils wehmütige Melodie regelrecht unter die Haut gehen. Das zweite Werk Divertimento for Orchestra ist eine Eigenkomposition Bernsteins. Tänze und Stile aus aller Welt – Walzer, Samba, Mazurka bis hin zu Blues – charakterisieren dieses Stück. Schwungvolle rhythmische Akzente, aber auch gefühlvoll-graziöse Töne wie etwa im Walzer-Satz beweisen hier einmal mehr das Können Bernsteins als kompositorisches und dirigentisches Multitalent.
Das ausführliche Booklet von Rüdiger Heinze rundet die CD zusätzlich ab: wartet dieses neben biografischen Informationen auch mit Bernsteins Beziehung zum BR-Symphonieorchester auf. Im Booklet treffen wir zudem auf eine weitere große Persönlichkeit: Heinze zitiert den großen, ebenfalls bereits verstorbenen Musikkritiker Joachim Kaiser – ein geradezu rührendes Detail, hat doch Kaiser als Zeitgenosse Bernsteins diesen bei dem eingespielten Konzert vor mehr als 40 Jahren am Pult des BR-Symphonieorchesters persönlich erleben dürfen. Diese CD ist ein willkommenes Geschenk für alle, die Bernstein schätzen und lieben!
Bernd Wladika