Karl-Heinz Köper

Divertimento

für Pauken und Streich-Orchester oder Streichquintett, Partitur/ Klavierauszug und Solostimme

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Dohr
erschienen in: das Orchester 07-08/2021 , Seite 68

Fast scheint es, als habe man es bei Karl-Heinz Köper mit einem der großen Unbekannten der Musik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu tun. In Rezensionen zu seinen in den vergangenen zehn Jahren vom Kölner Verlag Dohr wieder aufgelegten Werken ist meist die Rede von einem Komponisten, der zwischen den beiden Welten pendelte, die man in der Musik mit den Großbuchstaben E und U charakterisiert – wobei er im Bereich der leichten Muse einen ungleich größeren Erfolg gehabt habe.
Wenig außer den Noten ist von Karl-Heinz Köper in Standard-Nachschlagewerken, auf digitalen Plattformen oder auf CD zu finden. Einen bedeutenden und erfolgreichen Komponisten ohne (deutschen oder englischen) Wikipedia-Eintrag muss man erst einmal finden! Dabei liest sich sein Werkverzeichnis wirklich spannend und macht Lust auf das Hören der Stücke. Prägnante Titel, die in wenigen Worten den musikalischen „Inhalt“ beschreiben und Besetzungen, die sich definitiv nicht am Mainstream der klassischen Musik orientieren, kennzeichnen Köpers Schaffen.
Das Schlagzeug ganz allgemein und die Pauken im Besonderen scheinen den 1927 in Hannover geborenen und 2011 in Isernhagen verstorbenen Köper fasziniert zu haben. Das vorliegende, 1976 entstandene Divertimento für vier Pauken und Streichorchester ist
der E-Sphäre in Karl-Heinz Köpers Schaffen zuzuordnen und weist in seiner schlichten klassischen Faktur auch keine sonst für seinen Schöpfer so typischen außermusikalischen Bezüge auf.
Die drei Sätze bringen es zusammen auf rund zwölf Minuten Spieldauer und dürften bei entsprechend großer Streicherbesetzung und mit zügigen Tempi in den Ecksätzen ihren Effekt nicht verfehlen. Ein Streichquintett allein (wie im Notenmaterial als Alternative zum vollen Ensemble vorgeschlagen) wird es dagegen schwer haben, die Pauken klanglich in Schach zu halten. Das Soloinstrument und die Streicher erfordern ein solides technisches Können, die Anforderungen sollten aber durch ein ambitioniertes und entsprechend gut vorbereitetes Liebhaber- oder Laienorchester zu treffen sein.
Karl-Heinz Köper lässt seine Instrumentalisten hier im üblichen Tonumfang spielen, schreibt keinerlei spezielle, in der zeitgenössischen Musik häufig anzutreffende Spieltechniken vor, sondern verlässt sich ganz auf den musikantischen Instinkt und den an Motorik und Klang orientierten Gestaltungswillen seiner Interpreten. Wenn sich dabei auch die Streicher, zumindest in den Passagen im schnellen Zeitmaß, in Sachen Tongebung ein ganz klein wenig als Schlagzeuger verstehen, wird das die Wirkung von Köpers Divertimento sicher steigern.
Daniel Knödler