Marco Frei
DIVERS UND GLEICHBEREICHTIGT?
Bei einer Dirigier-Akademie im schweizerischen Gstaad hat sich gezeigt, dass diese Frage ein weites Feld ist
Für Mirga Gražinytė-Tyla ist die Sache eindeutig. Wenn man die litauische Dirigentin fragt, ob es heute einen neuen Dirigierstil gebe, verweist sie auf Johannes Schlaefli: „Mehrere Generationen sind von seiner Philosophie geprägt worden“, sagt sie. „Der Hauptpunkt dieser Philosophie ist: Wir machen es zusammen, auf Augenhöhe.“ Hat diese offene Haltung aber nicht einst auch ein Claudio Abbado gelebt? „Ja, man könnte auch ihn schon zur neuen Generation zählen, die durch diese Wandlung und Entwicklung gegangen ist. Aber andere davor und früher ja nicht, oder? Ich glaube, das Ziel sollte sein, ein menschliches Miteinander zu schaffen, in dem man als Team zusammenarbeitet. In Gstaad ist dieses Verständnis unser Ziel.“
Damit meint Gražinytė-Tyla die Dirigier-Akademie beim Menuhin-Festival im schweizerischen Gstaad im Berner Oberland. Gražinytė-Tyla war 2023 als erste Frau Leiterin der Akademie, mit Schlaefli als „Head of Teaching“. Er ist ein in Zürich wirkender veritabler Ausbildungspionier im Dirigierfach. Noch bevor über Frauen am Pult derart konzentriert gesprochen wurde wie heute, hatte er sich in seinen Dirigierklassen stets für eine größtmögliche Parität der Geschlechter eingesetzt und Frauen gezielt für diesen Beruf motiviert. Auch Gražinytė-Tyla hat bei ihm studiert.
Lesen Sie weiter in der Ausgabe 02/2024.