Jack Adler-McKean
Die Spieltechnik der Tuba
Die Tuba ist ein Instrument, „das während seiner bislang relativ kurzen Existenz weitestgehend übersehen wurde“. So schreibt Jack Adler-McKean im Vorwort zu seinem Buch. Wie vielseitig und facettenreich die viel zu oft unterschätzte Tuba jedoch zum Klingen gebracht werden kann, wird bei der Lektüre schnell deutlich. Das beginnt schon bei den Instrumententypen, die in den vergangenen Jahrhunderten entwickelt wurden und in einem ersten Überblick unter Berücksichtigung von historischen sowie kulturellen Gesichtspunkten vorgestellt werden. In diesem Kapitel, wie auch im gesamten Buch, schafft es Adler-McKean, die sorgfältig recherchierten theoretischen Grundlagen so zu präsentieren, dass sie leicht verständlich und gut lesbar sind.
Es bleibt aber keineswegs bei der Theorie. Durch die zahlreich enthaltenen Notenbeispiele aus der Tubaliteratur mitsamt online verfügbaren Audio- und Videoaufnahmen lässt sich ein umfassendes Bild über die klanglichen Möglichkeiten gewinnen.
Welche Rolle Ventile und andere Stimmmechanismen spielen und was Resonanzeigenschaften und übliche Notationsprinzipien sind, beschreiben die folgenden beiden Kapitel. Aus den verschiedenen Bauarten der Tuba ergeben sich jeweils unterschiedliche musikalische Potenziale sowie spieltechnische Schwierigkeiten. Beispielsweise besitzt die Tuba einen sehr großen Tonumfang, innerhalb dessen – bei gleich wahrgenommener Dynamik – unterschiedliche Luftmengen benötigt werden: Im Fortissimo lässt sich ein zweigestrichenes c länger aushalten als ein Subkontra-G. Adler-McKean stellt diese Zusammenhänge schlüssig und übersichtlich dar. Darüber hinaus erläutert er die daraus resultierende Notationspraxis.
In drei Kapiteln über Klangressourcen werden die Grundlagen der Klangproduktion erklärt, um dann auf Techniken zur Erzeugung von Mikrotonalität und Luftgeräuschen einzugehen. Weitere drei Kapitel erörtern, was Lippen, Gesichtsmuskulatur, Zunge, Vokaltrakt, weitere Muskeln und die Instrumentalmechanik leisten können, um Töne zu modifizieren. Bevor im Anhang viele nützliche Informationen aufgeführt werden (Grifftabellen, Repertoirelisten), kann man in zwei Kapiteln erfahren, welche Klänge und Modifikationen von außen möglich sind, zum Beispiel Vokalisierung oder zusätzliche Ausrüstung wie Dämpfer.
Viele der dargestellten Spielarten kamen erst vor einigen Jahrzehnten auf und scheinen noch nicht ausreichend bekannt zu sein. Umso bedeutender erscheint es, dass Jack Adler-McKean sie mit diesem Buch potenziell einem großen Personenkreis nahebringt. Auch die vielen Hinweise auf die praktische Umsetzbarkeit und Anwendung bieten Komponisten gewiss hilfreiche Anhaltspunkte.
Aber auch Dirigenten sowie natürlich Tubisten und allen weiteren interessierten Menschen sei dieses Buch wärmstens empfohlen. Der Band aus der Bärenreiter-Reihe liegt zweisprachig in Deutsch und Englisch vor. Er stimmt hoffnungsvoll, dass die Tuba in Zukunft häufiger sicht- und hörbar wird.
Michael Schwarzfischer