Jack Adler-McKean

Die Spieltechnik der Tuba

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Bärenreiter
erschienen in: das Orchester 03/2021 , Seite 61

Die Tuba ist ein Instrument, „das während seiner bislang relativ kurzen Existenz weitestgehend übersehen wurde“. So schreibt Jack Adler-McKean im Vorwort zu sei­nem Buch. Wie vielseitig und facet­tenreich die viel zu oft unterschätz­te Tuba jedoch zum Klingen ge­bracht werden kann, wird bei der Lektüre schnell deutlich. Das be­ginnt schon bei den Instrumenten­typen, die in den vergangenen Jahr­hunderten entwickelt wurden und in einem ersten Überblick unter Berücksichtigung von historischen sowie kulturellen Gesichtspunkten vorgestellt werden. In diesem Kapitel, wie auch im gesamten Buch, schafft es Adler-McKean, die sorg­fältig recherchierten theoretischen Grundlagen so zu präsentieren, dass sie leicht verständlich und gut les­bar sind.
Es bleibt aber keineswegs bei der Theorie. Durch die zahlreich enthaltenen Notenbeispiele aus der Tubaliteratur mitsamt online ver­fügbaren Audio- und Videoaufnah­men lässt sich ein umfassendes Bild über die klanglichen Möglichkeiten gewinnen.
Welche Rolle Ventile und ande­re Stimmmechanismen spielen und was Resonanzeigenschaften und übliche Notationsprinzipien sind, beschreiben die folgenden beiden Kapitel. Aus den verschiedenen Bauarten der Tuba ergeben sich jeweils unterschiedliche musikalische Potenziale sowie spieltechnische Schwie­rigkeiten. Beispielsweise besitzt die Tuba einen sehr großen Tonum­fang, innerhalb dessen – bei gleich wahrgenommener Dynamik – un­terschiedliche Luftmengen benötigt werden: Im Fortissimo lässt sich ein zweigestrichenes c länger aushalten als ein Subkontra-G. Adler-McKean stellt diese Zusammenhänge schlüs­sig und übersichtlich dar. Darüber hinaus erläutert er die daraus resul­tierende Notationspraxis.
In drei Kapiteln über Klangres­sourcen werden die Grundlagen der Klangproduktion erklärt, um dann auf Techniken zur Erzeugung von Mikrotonalität und Luftgeräuschen einzugehen. Weitere drei Kapitel erörtern, was Lippen, Gesichtsmus­kulatur, Zunge, Vokaltrakt, weitere Muskeln und die Instrumentalme­chanik leisten können, um Töne zu modifizieren. Bevor im Anhang vie­le nützliche Informationen aufge­führt werden (Grifftabellen, Reper­toirelisten), kann man in zwei Kapi­teln erfahren, welche Klänge und Modifikationen von außen möglich sind, zum Beispiel Vokalisierung oder zusätzliche Ausrüstung wie Dämpfer.
Viele der dargestellten Spielarten kamen erst vor einigen Jahr­zehnten auf und scheinen noch nicht ausreichend bekannt zu sein. Umso bedeutender erscheint es, dass Jack Adler-McKean sie mit diesem Buch potenziell einem gro­ßen Personenkreis nahebringt. Auch die vielen Hinweise auf die praktische Umsetzbarkeit und An­wendung bieten Komponisten ge­wiss hilfreiche Anhaltspunkte.
Aber auch Dirigenten sowie na­türlich Tubisten und allen weiteren interessierten Menschen sei dieses Buch wärmstens empfohlen. Der Band aus der Bärenreiter-Reihe liegt zweisprachig in Deutsch und Englisch vor. Er stimmt hoffnungs­voll, dass die Tuba in Zukunft häu­figer sicht- und hörbar wird.
Michael Schwarzfischer