David Philip Hefti

Die Schneekönigin

Mojca Erdmann (Sopran), Delia Mayer (Sprecherin), Max Simonischek (Sprecher), Tonhalle-Orchester Zürich, Ltg. David Philip Hefti

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Neos
erschienen in: das Orchester 05/2021 , Seite 84

Der Komponist David Philip Hefti komponierte sein Musiktheater Die Schneekönigin 2018 im Auftrag der Tonhalle-Gesellschaft Zürich zu deren 150-jährigem Bestehen. Das Libretto schrieb Andreas Schäfer nach Motiven von Hans Christian Andersen. Im Mittelpunkt der Handlung stehen die Kinder Gerda und Kay, deren Freundschaft ins Wanken gerät.

An einem kalten Wintertag bekommt Kay einen Splitter ins Auge und beginnt, sich von Gerda zu distanzieren. Grund dafür ist die Schneekönigin, die Kay in ihren Bann zieht und in ihren Eispalast lockt. Gerda macht sich auf die Suche nach ihm. In Gestalt einer alten Frau, eines jungen Mannes und eines Räuberweibs versucht die raffinierte Schneekönigin immer wieder, Gerda von ihrem Weg abzubringen. Sie selbst ergreift Besitz von Kay. Eine freundliche Krähe hilft Gerda schließlich, Kay zu finden und mit ihren Herzenstränen zu erwärmen. Damit wird die Schneekönigin vertrieben.

Die suggestive Musik von David Philip Hefti entführt den Zuhörer in ein harmonisch vielschichtiges Land. Tiefe Verbundenheit und kühle Distanziertheit stehen bei dieser facettenreichen Partitur dicht beieinander. Musikalische Motive entsprechen dabei klaren Gefühlsäußerungen, wobei die Sänger sehr ausdrucksstark agieren. Dies gilt vor allem für die hervorragende Sopranistin Mojca Erdmann, die ihrer höchst anspruchsvollen Partie mit stählernen Kantilenen und glutvollem Timbre gerecht wird. Vor allem die enormen Tonsprünge bleiben hier im Gedächtnis. Sie spielt nicht nur die Schneekönigin, sondern auch die Alte, den jungen Mann und das Räuberweib. Als Erzählerin und Gerda fungiert Delia Mayer ausdrucksstark und vielgestaltig. Als weiterer Erzähler bietet Max Simonischek eine prägnante Leistung.

Bei der musikalischen Ausgestaltung fallen immer wieder chromatische Verästelungen und große, elektrisierende Intervallspannungen auf. Auch eine Glasharfe gehört zum Instrumentarium. Künstlichkeit und Naturharmonik stehen dicht nebeneinander. Auch die Wärme der Bassklarinette und vor allem die „Sternschnuppen“ der Streicher prägen sich tief ein. Sie fliegen sogar als Obertonglissandi durch den Raum. Gleichzeitig vernimmt man wiederholt Staccato-Attacken des Orchesters, die das Geschehen in rasanter Folge begleiten. Zuletzt scheint sich das gesamte Instrumentarium wie ein riesenhafter Falter aufzufächern.

Insgesamt besticht diese Aufnahme durch ihren erstaunlichen klanglichen Abwechslungsreichtum, der sich auf das gesamte Team überträgt. Das Tonhalle-Orchester Zürich unter der Leitung von David Philip Hefti bietet eine überzeugende Leistung.

Alexander Walther