Griffiths, Howard
Die Orchestermäuse
Ein musikalisches Märchen von Howard Griffiths. Musik von Fabian Künzli, illustriert von Karin Hellert-Knappe; mit CD
Auf den ersten Seiten ist noch alles sonnig, ruhig und idyllisch. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse in Howard Griffiths Geschichte über Mäuse, Katzen, Hexen, Orchester, Geister, Aufbrüche, ein neues Zuhause, gemeinschaftlichen Zusammenhalt, Abenteuer und ganz viel Musik.
Weil die Hofkatzen und -kater die Mäusefamilie nicht länger auf ihrem Hof dulden wollen, muss diese sich auf den Weg machen, eine neue Bleibe zu finden. Unter der Leitung der Mäuse Boris und Molly gehen alle mit dem Mäusemarsch auf den Lippen auf Wanderschaft. Der Weg führt sie durch den Wald, wo sie nach einigem Schreck vom nur scheinbar bösen Waldgeist eine Zauberflöte geschenkt bekommen. Tief in der Nacht erreichen sie ein Gebäude im Dorf, das sie zu ihrem neuen Zuhause erklären. Was die Mäuse nicht ahnen, ist, dass es sich um das Konzerthaus handelt und sie am nächsten Morgen von probenden Instrumenten unsanft auf dem Schlaf gerissen werden.
Wer Howard Griffiths erste märchenhafte Orchestergeschichte kennt, trifft hier mit dem Maestro und der Hexe, die Konzertmeisterin ist, zwei alte Bekannte wieder. Diese erleben eine böse Überraschung, als die Mäuse am nächsten Morgen alle Noten entführt haben und es im Wald fast zu einer Eskalation zwischen Mäusen, Orchester und Katzen kommt. Es ist dem Waldgeist zu verdanken, dass alle eine Lösung die im gemeinsamen Rhythmus liegt finden und am Ende sogar gemeinsam musizieren.
Zum Musizieren laden die Noten des Mäusemarschs mit Klavierbegleitung und die Erklärungen im Anhang des Buches zu Vorzeichen, Tonarten, Verzierungen und Notenschlüsseln ein. So ergänzt sich das Wissen über (Orchester-)Musik, das sich beim Lesen der Geschichte wie von selbst ergibt. Hinzu kommen die sehr kindgerecht und interessant geschriebenen Porträts der am Buch Mitwirkenden. Auch hier zeigt sich, mit wie viel Interesse am Zielpublikum die Geschichte erdacht wurde.
Wie sehr diese Ausrichtung auf die junge und somit sehr bestimmte Leserschaft gelingt, wird besonders deutlich, wenn man Buch und CD im Zusammenspiel betrachtet. Mit einem klangstarken Intro des Brandenburgischen Staatsorchesters Frankfurt (Oder) unter der Leitung von Griffiths selbst beginnt die CD, die mit der emotional starken Musik von Fabian Künzli zusammen mit Carmen-Maja Antonis faszinierender Erzählweise auch eigenständig als Hörbuch gut funktioniert.
Das Gesamtensemble aus Geschichte, Musik und nicht zuletzt den charmanten, klaren Illustrationen von Karin Hellert-Knappe lässt sich die Fantasie anregend genießen. Gleichzeitig gibt gerade das Zusammenspiel der Disziplinen aber auch zahlreiche Anregungen, sich selbst kreativ weiterführend mit dem Abenteuer Musik zu beschäftigen.
Judith Ph. Franke